Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

166 Physikalische Gesetzlichkeit 
Wer den Sinn dieser Überlegung bezweifelt und nicht ein- 
zusehen vermag, warum ein hinreichend intelligenter Geist 
nicht imstande sein sollte, die kausalen Bedingungen seines 
gegenwärtigen Ich vollständig zu begreifen, der dürfte eigent- 
lich auch nicht einsehen können, warum ein Riese, der so 
groß ist, daß er auf jedermann herabschaut, nicht auch im- 
stande sein sollte, auf sich selber herabzuschauen. Nein, aus 
dem Kausalgesetz allein wird auch der klügste Mann niemals 
die entscheidenden Motive für seine eigenen bewußten Hand- 
lungen ableiten können; dazu bedarf er einer anderen Richt- 
schnur, nämlich eines Sittengesetzes, für welches auch die 
höchste Intelligenz und die feinste Selbstanalyse keinen Er- 
satz zu bieten vermag. 
ITI. 
Doch zuriick zur Physik, wo derartige Verwicklungen, wie 
die soeben besprochenen, in der Regel keine Rolle spielen. 
Es liegt mir daran, Ihnen, meine verehrten Damen und Herren, 
hier noch die wichtigsten charakteristischen Merkmale zu 
schildern, welche das Bestreben, alle physikalischen Vorgänge 
auf dem beschriebenen Wege in einen streng kausalen Zu- 
sammenhang zu bringen, dem gegenwärtigen physikalischen 
Weltbild eingeprägt hat. Schon ein flüchtiger Blick zeigt die 
enorme Veränderung des Bildes gegenüber dem Zustand zu 
Beginn des Jahrhunderts. Man darf wohl sagen, daß eine 
derartige stürmische Entwicklung seit den Tagen Galileis 
und Newtons nicht vorgekommen ist, und wir sind stolz 
darauf, daß diesmal die deutsche Wissenschaft einen wesent- 
lichen Anteil an ihr genommen hat.. Den AnstoD gab natur- 
gemäß die mit den Fortschritten der Technik auf das engste 
zusammenhängende außerordentliche Verfeinerung der Mes- 
sungsmethoden, welche dann ihrerseits zur Feststellung von 
neuen Tatsachen und dadurch auch zur Revision und Er- 
weiterung der Theorie führte. Besonders zwei neue Ideen 
sind es, die der heutigen Physik ihr charakteristisches Gepräge 
geben. Sie sind niedergelegt einerseits in der Relativitäts- 
theorie, andererseits in der Quantenhypothese; jede in ihrer 
Art zugleich umwälzend und fruchttragend, aber doch ein- 
ander gänzlich fremd und in gewissem Sinne sogar gegensätz- 
    
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
   
  
  
  
  
  
   
    
     
    
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