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182 Das Weltbild der neuen Physik 
Es gibt aber aufer den Metaphysikern und den Positivisten 
noch eine dritte Gruppe von Arbeitern am physikalischen 
Weltbild. Sie sind dadurch charakterisiert, daß ihr Haupt- 
interesse sich weder auf dessen Beziehungen zu der realen, 
noch auf diejenigen zu der Sinnenwelt richtet, sondern viel- 
mehr auf die innere Geschlossenheit und den logischen Aufbau 
des physikalischen Weltbildes. Das sind die Axiomatiker. 
Auch deren Tätigkeit ist nützlich und notwendig, aber 
anch hier schlummert eine bedenkliche Gefahr der Ein- 
seitigkeit, welche darin liegt, daß das physikalische Weltbild 
seine Bedeutung einbüßt und in einen inhaltsleeren Formalis- 
mus ausartet. Denn wenn der Zusammenhang mit der Wirk- 
lichkeit gelöst wird, so erscheint ein physikalisches Gesetz 
nicht mehr als eine Beziehung zwischen Größen, welche alle 
unabhängig voneinander gemessen sind, sondern als eine 
Definition, durch welche eine dieser Größen auf die übrigen 
zurückgeführt wird. Eine solche Umdeutung ist deshalb be- 
sonders verlockend, weil ja eine physikalische Größe viel 
exakter durch eine Gleichung zu definieren ist als durch eine 
Messung; aber sie stellt im Grunde einen Verzicht dar auf 
die eigentliche Bedeutung der Größe, wobei noch erschwerend 
ins Gewicht fällt, daß durch die Beibehaltung des Namens 
leicht zu Unklarheiten und Mißverständnissen Anlaß gegeben 
wird. — 
So sehen wir, wie gleichzeitig von verschiedenen Seiten 
nach verschiedenen Gesichtspunkten an der Ausgestaltung 
des physikalischen Weltbildes gearbeitet wird, stets nach dem 
einen Ziel hin, die Vorgänge der Sinnenwelt miteinander und 
mit denen der realen Welt gesetzlich zu verknüpfen. Es ver- 
steht sich, daß in den verschiedenen Epochen der geschicht- 
lichen Entwicklung bald die eine, bald die andere Richtung 
in den Vordergrund tritt. In Zeiten, wo das physikalische 
Weltbild einen mehr stabilen Charakter zeigt, wie es in der 
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts der Fall war, kommt 
die metaphysische Richtung mehr zur Geltung, man glaubt 
sich der Erfassung der realen Welt schon verhältnismäßig 
nahe; dagegen in anderen Zeiten der Veränderlichkeit und 
Unsicherheit, wie wir gegenwärtig eine erleben, tritt der 
Positivismus mehr in den Vordergrund, da der gewissenhafte