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Die Einheit des physikalischen Weltbildes 9
Menschenkunst enthàlt. Zu dieser Emanzipation des zweiten
Hauptsatzes werden, wie ich hoffe, auch die folgenden Aus-
führungen etwas beitragen kónnen.
Gehen wir zunächst etwas näher auf den Inhalt des zweiten
Hauptsatzes und seine Beziehung zum Energieprinzip ein.
Während das Energieprinzip den Ablauf der natürlichen Vor-
gänge dadurch beschränkt, daß es niemals Schöpfung oder
Vernichtung von Energie, sondern nur Umwandlungen von
Energie zuläßt, geht der zweite Hauptsatz in der Beschrän-
kung noch weiter, indem er nicht alle Arten von Umwand-
Jungen, sondern gewisse nur unter gewissen Bedingungen
gestattet. So läßt sich mechanische Arbeit ohne weiteres in
Wärme verwandeln, zum Beispiel durch Reibung, aber nicht
umgekehrt Wärme ohne weiteres in Arbeit. Wäre das nämlich
möglich, so könnte man etwa die Wärme des Erdbodens, die
uns ja unbeschränkt zur Verfügung steht, zum Antrieb eines
Motors verwenden und hätte dabei den doppelten Vorteil,
diesen Motor, da er den Erdboden abkühlt, zugleich als
Kältemaschine benutzen zu können.
Aus der erfahrungsgemäßen Unmöglichkeit eines derartigen
Motors, der auch als ein Perpetuum mobile zweiter Art be-
zeichnet wird, geht nun mit Notwendigkeit hervor, daß es
Vorgänge in der Natur gibt, die auf keinerlei Weise vollständig
rückgängig gemacht werden können. Denn ließe sich zum
Beispiel ein Reibungsvorgang, durch welchen mechanische
Arbeit in Wärme verwandelt worden ist, mit Hilfe irgend-
eines, wenn auch noch so komplizierten Apparats auf irgend-
eine Weise wirklich vollständig rückgängig machen, so wäre
eben der betreffende Apparat nichts anderes als der vorhin
geschilderte Motor: ein Perpetuum mobile zweiter Art. Dies
erhellt unmittelbar, wenn man sich deutlich vorstellt, was der
Apparat leisten würde: Verwandlung von Wärme in Arbeit
ohne jegliche anderweitig zurückbleibende Veränderung.
Nennen wir einen solchen Vorgang, der sich auf keinerlei
Weise vollständig rückgängig machen läßt, einen irreversibeln
Prozeß, alle übrigen Vorgánge reversible Prozesse, so treffen
wir gerade den Kernpunkt des zweiten Hauptsatzes der
Wáàrmetheorie, wenn wir sagen, daf) es in der Natur irrever-
sible Prozesse gibt. Demnach haben die Verànderungen in