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270 Ursprung und Auswirkung wissenschaftlicher Ideen
Undulationstheorie dauerte nicht linger als ein Jahrhundert.
Denn die Undulationstheorie versagt bei der Erklarung der
Wirkungen eines Lichtstrahls von kurzer Wellenlänge auf
große Entfernungen. Da nämlich die Lichtintensität mit
wachsender Entfernung quadratisch abnimmt, so ist bei
gleichmäßiger Ausbreitung des Lichts nach allen Richtungen
nicht zu verstehen, daß der Strahl auch an sehr entfernten
Orten eine Energiemenge erzeugen kann, die ganz unabhängig
ist von seiner Intensität und die bei kurzen Wellen, wie bei
Röntgenstrahlen oder Gammastrahlen, verhältnismäßig sehr
große Beträge annimmt. Eine solche gewaltige Wirkung bei
schwächster Intensität kann nur verstanden werden, wenn
die Lichtenergie auf diskrete unveränderliche Teilchen oder
Quanten konzentriert gedacht wird, und das bedeutet in
gewissem Sinn eine Rückkehr zu der Newtonschen Hypo-
these der Lichtpartikel.
So ist gegenwärtig eine höchst unbefriedigende Lage ge-
schaffen. Die beiden Lichthypothesen stehen sich gegenüber
wie zwei ebenbürtige Kämpfer. Jeder von ihnen hat eine
scharf geschliffene Waffe, aber auch jeder hat eine verwund-
bare Stelle. Was wird das Ende des Kampfes sein? Soviel
Jäßt sich wohl heute mit Bestimmtheit sagen, daß keine der
beiden Hypothesen ausschließlich triumphieren wird. Viel-
mehr kann die Entscheidung nur darin bestehen, daß von
einem höheren Standpunkt aus sowohl die Berechtigung als
auch die Einseitigkeit einer jeden Hypothese klar zu über-
schauen ist.
Ein solcher Standpunkt wird aber nur dadurch zu finden
sein, daß wir der Quelle, welcher alle unsere Erfahrungen
entspringen, näher nachgehen, daß wir also im vorliegenden
Falle den Vorgängen bei der Messung optischer Erscheinungen
unsere Aufmerksamkeit zuwenden, und dazu gehört, daß wir
die Meßinstrumente mit in den Kreis der Untersuchungen
einbeziehen. Das ist ein Schritt von prinzipiell enormer Trag-
weite, er kann als die Einführung des Begriffs der
Ganzheit in die Physik bezeichnet werden. Danach gehört
zum vollständigen Verständnis der Gesetze eines optischen
Phänomens nicht allein die Betrachtung der physikalischen
Vorgänge an den Orten der Entstehung und der Fortpflanzung
de
lic
in
au
sii
ei