Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

    
  
  
   
  
  
   
  
  
   
    
  
  
  
  
  
   
  
   
   
  
   
  
  
  
  
   
  
  
   
  
   
   
   
   
    
  
     
  
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Die Einheit des physikalischen Weltbildes 
die in der Thermodynamik betrachteten unendlich langsam 
verlaufenden Prozesse, die aus lauter Gleichgewichtszustánden 
bestehen, in denen die Zeit überhaupt keine Rolle spielt oder, 
wie man auch sagen kann, in der nullten Potenz vorkommt, 
die auch zu den geraden Potenzen zu rechnen ist. Alle diese 
reversibeln Prozesse haben auch die gemeinsame Eigenschaft, 
daß sie, wie Helmholtz gezeigt hat, vollständig dargestellt 
werden durch das Prinzip der kleinsten Wirkung, welches auf 
jedwede ihren meßbaren Verlauf betreffende Frage eine ein- 
deutige Antwort gibt, und insofern kann man die Theorie 
der reversibeln Prozesse als eine vollkommen abgeschlossene 
bezeichnen. Dafür haben die reversibeln Prozesse den Nach- 
teil, daß sie samt und sonders nur ideal sind; in der wirk- 
lichen Natur gibt es keinen einzigen reversibeln Prozeß, da 
jeder natürliche Vorgang mehr oder minder mit Reibung oder 
mit Wärmeleitung verknüpft ist. Im Bereich der irreversibeln 
Prozesse ist aber das Prinzip der kleinsten Wirkung nicht 
mehr ausreichend; denn das Prinzip der Vermehrung der 
Entropie bringt in das physikalische Weltbild ein ganz neues, 
dem Wirkungsprinzip an sich fremdes Element, welches auch 
eine besondere mathematische Behandlung erfordert. Ihm 
entspricht der einseitige Verlauf der Vorgänge, die Erreichung 
eines festen Endzustandes. 
Die vorstehenden Erwägungen werden, wie ich hoffe, 
genügt haben, um es deutlich zu machen, daß der Gegensatz 
zwischen reversibeln und irreversibeln Prozessen ein viel tiefer 
liegender ist als etwa der zwischen mechanischen und elek- 
trischen Prozessen, und daß daher dieser Unterschied mit 
besserem Recht als irgendein anderer zum vornehmsten 
Einteilungsgrund aller physikalischen Vorgänge gemacht 
werden und in dem physikalischen Weltbild der Zukunft 
endgültig die Hauptrolle spielen dürfte. 
Und doch ist die erörterte Klassifizierung noch einer ganz 
wesentlichen Verbesserung bedürftig. Denn es läßt sich nicht 
leugnen, daß in der geschilderten Form das System der Physik 
immer noch mit einer starken Dosis Anthropomorphismus 
versetzt ist. In der Definition der Irreversibilität sowohl wie 
auch in der der Entropie wird nämlich Bezug genommen auf 
die Ausführbarkeit gewisser Veränderungen in der Natur, 
  
  
  
 
	        
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