Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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Die Einheit des physikalischen Weltbildes 
  
der Erhaltung der Energie eine notwendige Folge des Um- 
standes, daß sie nur dann in Bewegung geraten, das heißt 
kinetische Energie gewinnen kann, wenn die potentielle 
Energie verkleinert wird, also ihr Schwerpunkt tiefer rückt. 
Wenn aber ein wärmerer Körper an einen ihn berührenden 
kälteren Körper Wärme abgibt, so ist das nur enorm wahr- 
scheinlich, keineswegs absolut notwendig; denn es lassen 
sich sehr wohl ganz spezielle Anordnungen und Geschwindig- 
keitszustände der Atome ersinnen, bei denen gerade das Um- 
gekehrte eintritt. Boltzmann hat hieraus die Konsequenz 
gezogen, daß solche eigentümlichen Vorgänge, die dem zweiten 
Hauptsatz der Wärmetheorie zuwiderlaufen, in der Natur wohl 
vorkommen könnten, und hat ihnen daher in seinem physi- 
kalischen Weltbild einen Platz offen gelassen. Das ist nun 
allerdings ein Punkt, in welchem man nach meiner Meinung 
ihm nicht zu folgen braucht. Denn eine Natur, in welcher 
solche Dinge passieren, wie das Zurückströmen der Wärme in 
den wärmeren Körper oder die spontane Entmischung zweier 
ineinander diffundierter Gase, wäre eben nicht mehr unsere 
Natur. Solange wir es nur mit letzterer zu tun haben, werden 
wir wohl besser fahren, wenn wir solche seltsame Vorgänge 
nicht zulassen, sondern umgekehrt diejenige allgemeine Be- 
dingung aufsuchen und als in der Natur realisiert annehmen, 
welche jene allen Erfahrungen zuwiderlaufenden Phänomene 
von vornherein ausschließt. Boltzmann selber hat jene 
Bedingung für die Gastheorie formuliert, es ist, ganz all- 
gemein gesprochen, die „Hypothese der elementaren Un- 
ordnung‘‘ oder kurz ausgedrückt die Voraussetzung, daß die 
einzelnen Elemente, mit denen die statistische Betrachtung 
operiert, sich vollständig unabhängig voneinander verhalten. 
Mit der Einführung dieser Bedingung ist die Notwendigkeit 
alles Naturgeschehens wieder hergestellt; denn ihre Erfüllung 
zieht nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeitsrechnung die 
Vermehrung der Entropie als direkte Konsequenz nach sich, 
so daß man das Wesen des zweiten Hauptsatzes der Wärme- 
theorie auch geradezu als das Prinzip der elementaren 
Unordnung bezeichnen kann. In dieser Formulierung kann 
das Entropieprinzip ebensowenig jemals zu einem Wider- 
spruch führen, wie die auf rein mathematischer Grundlage 
     
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