Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

      
   
   
  
   
   
   
  
  
  
  
   
  
   
  
  
   
   
  
   
   
  
   
   
  
   
   
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
   
    
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Die Einheit des physikalischen Weltbildes 25 
Laufe der Entwicklung der Wissenschaft durchgemacht hat 
und vergegenwártigen wir uns wieder die oben gefundenen 
charakteristischen Merkmale dieser Entwicklung, so muf) man 
zugeben, daf) das Zukunftsbild gegenüber der bunten Farben- 
pracht des ursprünglichen Bildes, welches den mannigfachen 
Bedürfnissen des menschlichen Lebens entsprossen war und 
zu welchem alle spezifischen Sinnesempfindungen ihren Bei- 
trag beigesteuert hatten, merklich abgeblaBt und nüchtern, 
der unmittelbaren Evidenz beraubt erscheint, und dies ist 
für die Verwertung in der Wirklichkeit ein schwerer Nachteil. 
Dazu kommt noch der gravierende Umstand, daf eine abso- 
lute Ausschaltung der Sinnesempfindungen ja gar nicht móg- 
lich ist, da wir doch die anerkannte Quelle aller unserer Erfah- 
rungen nicht verstopfen kónnen, daf also von einer direkten 
Erkenntnis des Absoluten gar nicht die Rede sein kann. 
Welches ist denn nun das eigentümliche Moment, welches 
trotz dieser offenbaren Nachteile dem zukünftigen Weltbild 
dennoch einen so entscheidenden Vorrang verschafft, daf) es 
sich gegen alle früheren durchsetzen kann? — Es ist nichts 
anderes als die Einheit des Bildes. Die Einheit in bezug 
auf alle Einzelzüge des Bildes, die Einheit in bezug auf alle 
Orte und Zeiten, die Einheit in bezug auf alle Forscher, alle 
Nationen, alle Kulturen. 
Sehen wir nàmlich genauer zu, so glich das alte System 
der Physik gar nicht einem einzigen Bild, sondern viel eher 
einer Gemáldesammlung; denn für jede Klasse von Natur- 
erscheinungen hatte man ein besonderes Bild. Und diese 
verschiedenen Bilder hingen nicht miteinander zusammen; 
man konnte eins von ihnen entfernen, ohne die anderen zu 
beeintráchtigen. Das wird in dem zukünftigen physikalischen 
Weltbild nicht móglich sein. Kein einziger Zug desselben 
wird als unwesentlich fortgelassen werden kónnen, jeder ist 
vielmehr unentbehrlicher Bestandteil des Ganzen und besitzt 
als solcher eine bestimmte Bedeutung für die beobachtete 
Natur, und umgekehrt wird und muß jede beobachtbare 
physikalische Erscheinung in dem Bilde einen ihr genau ent- 
sprechenden Platz finden. Hierin liegt ein wesentlicher Unter- 
schied gegenüber gewöhnlichen Bildern, die wohl in gewissen, 
aber durchaus nicht in allen Zügen dem Original zu entspre- 
  
  
  
	        
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