44 Neue Bahnen der physikalischen Erkenntnis
vollkommen stetig behandelt, während dieselbe doch, genau
genommen, atomistisch, also quantenhaft, konstituiert ist.
Aber vom prinzipiellen Standpunkt aus muß das Umwälzende
der neuen Auffassung immerhin einem jeden einleuchten, und
wenn auch die Natur der dynamischen Quanten einstweilen
noch ziemlich rätselhaft bleibt, so wird es doch durch die
heute vorliegenden Tatsachen schwer gemacht, an ihrer
Existenz, sei es in welcher Form immer, zu zweifeln. Denn
was man messen kann, das existiert auch.
So beginnt im Lichte der neueren Forschung das physi-
kalische Weltbild einen stets innigeren Zusammenhang seiner
einzelnen Züge und zugleich eine gewisse eigentümliche
Struktur derselben zu offenbaren, deren Feinheit früher dem
weniger geschärften Blick noch verwischt erschien und darum
verborgen bleiben mußte. Aber, so mag man immer wieder
aufs neue fragen: Was bedeutet dieser Fortschritt im Grunde
für die Befriedigung unseres Wissensdranges? Rücken wir
durch die Verfeinerung unseres Weltbildes der Erkenntnis der
Natur selber auch nur um einen Schritt näher? Dieser prin-
zipiellen Frage lassen Sie uns noch eine kurze Betrachtung
widmen. Nicht als ob auf diesem unendlich vielfach durch-
dachten Gebiet hier etwas wesentlich Neues zu sagen wäre,
sondern weil sich in diesem Punkte noch heute die Ansichten
zum Teil schroff gegenüberstehen, und weil jeder, der ein
tieferes Interesse an den eigentlichen Zielen der Wissenschaft
nimmt, notwendig dazu Stellung nehmen muß.
Vor fünfunddreißig Jahren hat Hermann von Helm-
holtz an dieser selben Stelle ausgeführt, daß unsere Wahr-
nehmungen uns niemals ein Abbild, sondern höchstens ein
Zeichen der Außenwelt zu liefern vermögen. Denn um irgend-
eine Art von Ähnlichkeit zwischen der Eigentümlichkeit der
äußeren Vorgänge und der Eigentümlichkeit der durch sie
erregten Empfindung aufzuzeigen, fehlt es an jeglichem An-
haltspunkt; alle Vorstellungen, die wir uns etwa von der
Außenwelt machen, spiegeln eben im letzten Grunde doch nur
unsere eigenen Empfindungen wider. Hat es da überhaupt
noch einen vernünftigen Sinn, unserem Selbstbewußtsein eine
von demselben unabhängige „Natur an sich‘‘ gegenüberzu-
stellen? Sind nicht vielmehr alle sogenannten Naturgesetze
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