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Neue Bahnen der physikalischen Erkenntnis
im Grunde nur mehr oder minder zweckmäßige Regeln, mit
denen wir den zeitlichen Ablauf unserer Empfindungen mög-
lichst genau und bequem zusammenfassen? — Wenn das so
wäre, so hätte sich nicht nur der gemeine Menschenverstand,
sondern auch die exakte Naturforschung von jeher in einem
grundsätzlichen Irrtum befunden; denn es ist unmöglich zu
leugnen, daß die ganze bisherige Entwicklung der physi-
kalischen Erkenntnis tatsächlich gerade auf eine möglichst
weitgehende grundsätzliche Trennung der Vorgänge in der
äußeren Natur von den Vorgängen in der menschlichen
Empfindungswelt hinarbeitet.
Der Ausweg aus dieser verfänglichen Schwierigkeit ergibt
sich sehr bald, wenn man den eingeschlagenen Gedankengang
nur noch einen Schritt weiter verfolgt. Setzen wir einmal den
Fall voraus, es sei ein physikalisches Weltbild gefunden wor-
den, das allen zu machenden Ansprüchen genügt, das also alle
empirisch gefundenen Naturgesetze vollkommen genau dar-
zustellen vermag. Dann wird die Behauptung, daß jenes Bild
der „wirklichen‘‘ Natur auch nur einigermaßen ähnlich sei, auf
keinerlei Weise bewiesen werden können. Aber dieser Satz
hat auch eine Kehrseite, die gemeiniglich viel zuwenig betont
wird: Genau ebenso wird die noch weit kühnere Behauptung,
daß das vorausgesetzte Weltbild die wirkliche Natur in allen
Punkten ohne Ausnahme absolut getreu wiedergibt, auf keiner-
lei Weise zu widerlegen sein. Denn um einen solchen Wider-
legungsbeweis auch nur anzutreten, müßte man von der wirk-
lichen Natur irgend etwas mit Sicherheit aussagen können,
was doch anerkanntermaßen gänzlich ausgeschlossen ist.
Man sieht: hier klafft ein ungeheures Vakuum, in welches
keine Wissenschaft je einzudringen vermag; und die Aus-
füllung dieses Vakuums ist Sache nicht der reinen, sondern
der praktischen Vernunft, ist Sache einer gesunden Welt-
anschauung.
Sowenig sich eine Weltanschauung wissenschaftlich be-
weisen läßt, so sicher kann man darauf bauen, daß sie jeg-
lichem Ansturm gegenüber unerschütterlich standhalten wird,
sofern sie nur mit sich selber und mit den Tatsachen der
Erfahrung in Übereinstimmung bleibt. Aber man wähne nicht,
daß es möglich sei, selbst in der exaktesten aller Naturwissen-