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Neue Bahnen der physikalischen Erkenntnis
schaften, ganz ohne Weltanschauung, das will sagen, ganz
ohne unbeweisbare Hypothesen, vorwärtszukommen. Auch
für die Physik gilt der Satz, daß man nicht selig wird ohne
den Glauben, zum mindesten den Glauben an eine gewisse
Realität außer uns. Dieser zuversichtliche Glaube ist es, der
dem vorwärtsdrängenden Schaffenstrieb die Richtung weist,
er allein gewährt der herumtastenden Phantasie die nötigen
Anhaltspunkte, nur er vermag es, den durch Mißerfolge er-
müdeten Geist immer wieder aufzurichten und zu erneutem
Vorstoß anzufeuern. Ein Forscher, der sich bei seinen Arbeiten
nicht von irgendeiner Hypothese leiten läßt, sei sie auch so
vorsichtig und provisorisch gefaßt als nur möglich, verzichtet
von vornherein auf ein tieferes Verständnis seiner eigenen
Resultate. Wer den Glauben an die Realität der Atome und
der Elektronen, oder an die elektromagnetische Natur der
Lichtwellen, oder an die Identität von Körperwärme und Be-
wegung verwirft, der wird deswegen ganz gewiß niemals eines
logischen oder empirischen Widerspruchs überführt werden
können. Aber er mag zusehen, wie er es von seinem Stand-
punkt aus fertig bringt, die physikalische Erkenntnis zu
fördern.
Freilich: der Glaube allein tut’s nicht, er kann, wie die
Geschichte einer jeden Wissenschaft lehrt, leicht auch einmal
in die Irre führen und in Beschränktheit und Fanatismus aus-
arten. Um ein zuverlässiger Führer zu bleiben, muß er be-
ständig an der Hand der Denkgesetze und der Erfahrung
nachgeprüft werden, und dazu verhilft in letzter Linie nur
gewissenhafte, oft mühsame und entsagungsvolle Einzelarbeit.
Kein Kónig der Wissenschaft, der nicht, wenn es darauf an-
kommt, auch einmal Kárrnerdienste zu leisten fáhig und wil-
lens ist, sei es im Laboratorium oder im Archiv, in der freien
Natur oder am Schreibtisch. Gerade in solchem harten Ringen
reift und làutert sich die Weltanschauung. Nur wer diesen
Prozeß an seinem eigenen Leibe durchgekostet hat, wird
dessen Sinn und Bedeutung voll zu würdigen wissen.
Damit wende ich mich nun zum Schluf noch besonders
an Sie, liebe Kommilitonen, die Sie im Begriffe stehen, die
Schwelle eines neuen Studiensemesters zu überschreiten. Die
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