Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

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Neue Bahnen der physikalischen Erkenntnis 
schaften, ganz ohne Weltanschauung, das will sagen, ganz 
ohne unbeweisbare Hypothesen, vorwärtszukommen. Auch 
für die Physik gilt der Satz, daß man nicht selig wird ohne 
den Glauben, zum mindesten den Glauben an eine gewisse 
Realität außer uns. Dieser zuversichtliche Glaube ist es, der 
dem vorwärtsdrängenden Schaffenstrieb die Richtung weist, 
er allein gewährt der herumtastenden Phantasie die nötigen 
Anhaltspunkte, nur er vermag es, den durch Mißerfolge er- 
müdeten Geist immer wieder aufzurichten und zu erneutem 
Vorstoß anzufeuern. Ein Forscher, der sich bei seinen Arbeiten 
nicht von irgendeiner Hypothese leiten läßt, sei sie auch so 
vorsichtig und provisorisch gefaßt als nur möglich, verzichtet 
von vornherein auf ein tieferes Verständnis seiner eigenen 
Resultate. Wer den Glauben an die Realität der Atome und 
der Elektronen, oder an die elektromagnetische Natur der 
Lichtwellen, oder an die Identität von Körperwärme und Be- 
wegung verwirft, der wird deswegen ganz gewiß niemals eines 
logischen oder empirischen Widerspruchs überführt werden 
können. Aber er mag zusehen, wie er es von seinem Stand- 
punkt aus fertig bringt, die physikalische Erkenntnis zu 
fördern. 
Freilich: der Glaube allein tut’s nicht, er kann, wie die 
Geschichte einer jeden Wissenschaft lehrt, leicht auch einmal 
in die Irre führen und in Beschränktheit und Fanatismus aus- 
arten. Um ein zuverlässiger Führer zu bleiben, muß er be- 
ständig an der Hand der Denkgesetze und der Erfahrung 
nachgeprüft werden, und dazu verhilft in letzter Linie nur 
gewissenhafte, oft mühsame und entsagungsvolle Einzelarbeit. 
Kein Kónig der Wissenschaft, der nicht, wenn es darauf an- 
kommt, auch einmal Kárrnerdienste zu leisten fáhig und wil- 
lens ist, sei es im Laboratorium oder im Archiv, in der freien 
Natur oder am Schreibtisch. Gerade in solchem harten Ringen 
reift und làutert sich die Weltanschauung. Nur wer diesen 
Prozeß an seinem eigenen Leibe durchgekostet hat, wird 
dessen Sinn und Bedeutung voll zu würdigen wissen. 
Damit wende ich mich nun zum Schluf noch besonders 
an Sie, liebe Kommilitonen, die Sie im Begriffe stehen, die 
Schwelle eines neuen Studiensemesters zu überschreiten. Die 
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
     
    
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