Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

64 Dynamische und statistische Gesetzmäßigkeit 
Statistik auf ihre einfachen Elemente, nämlich auf physika- 
lische Gesetzmäßigkeiten, zurückzuführen. Mag der Versuch 
praktischen Erfolg haben oder nicht, gemacht muß er einmal 
werden, schon weil es im Wesen jeglicher Statistik liegt, daß 
sie wohl oft das erste, aber niemals das letzte Wort zu 
sprechen hat. 
Wie unter den dynamischen Gesetzen das Prinzip der Er- 
haltung der Energie oder der erste Hauptsatz der Wärme- 
theorie, so steht unter den statistischen Gesetzen der Physik 
der zweite Hauptsatz der Wärmetheorie in vorderster Reihe. 
Auch dieser Satz ist, obwohl er ein Wahrscheinlichkeitssatz 
ist und obwohl man infolgedessen oft von den Grenzen seiner 
Gültigkeit spricht, sehr wohl einer exakten allgemeingültigen 
Formulierung fähig. Eine solche läßt sich etwa folgender- 
maßen aussprechen. Alle physikalischen und chemischen Zu- 
standsänderungen verlaufen im Mittel so, daß sie die Wahr- 
scheinlichkeit des Zustands vergrößern. Nun ist unter allen 
Zuständen, die ein System von Körpern annehmen kann, 
der wahrscheinlichste Zustand dadurch ausgezeichnet, daß 
alle Körper die nämliche Temperatur besitzen; aus diesem 
und keinem anderen Grunde erfolgt die Wärmeleitung im 
Mittel stets im Sinne eines Ausgleichs der Temperaturen, 
also in der Richtung von höherer zu tieferer Temperatur. 
Über einen einzelnen Vorgang vermag aber der zweite 
Hauptsatz stets nur dann etwas mit Bestimmtheit aus- 
zusagen, wenn man von vornherein sicher ist, daß der Verlauf 
des speziellen Vorgangs nicht merklich abweicht von dem 
mittleren Verlauf einer großen Anzahl von Vorgängen, die 
alle von dem nämlichen Anfangszustand ihren Ausgang 
nehmen. Um die Erfüllung dieser Bedingung zu sichern, 
genügt theoretisch die Einführung der sogenannten ITypo- 
these der elementaren Unordnung. Experimentell gibt es 
kein anderes Mittel, als den betreffenden Versuch öfters 
hintereinander zu wiederholen, oder auch ihn durch ver- 
schiedene Beobachter, die unabhängig voneinander arbeiten, 
reproduzieren zu lassen. Eine derartige Wiederholung eines 
bestimmten Versuches, oder die Anstellung einer ganzen 
Versuchsreihe, ist ja auch tatsächlich das Verfahren, das in 
der praktischen Physik allgemein angewendet wird. Denn 
      
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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