76 Die Entstehung und Entwicklung der Quantentheorie
Während zu der Zeit, als ich die entsprechende Berechnung
aus dem Strahlungsgesetz ausführte, eine exakte Prüfung
der gewonnenen Zahl überhaupt nicht möglich war und nicht
viel mehr übrig blieb als die Feststellung der Zulässigkeit
ihrer Größenordnung, gelang es bald darauf E. Rutherford
und H. Geiger (19), mittels direkter Zählung der «-Teilchen
den Wert der elektrischen Elementarladung zu 4,65 - 10-10
elektrostatische Einheiten zu bestimmen, dessen Überein-
stimmung mit der von mir berechneten Zahl 4,69 - 10-2 als
eine entscheidende Bestätigung für die Brauchbarkeit meiner
Theorie angesehen werden durfte. Seitdem haben weiter aus-
gebildete Methoden von E. Regener, R. A. Millikan
u. a. (20) zu einer kleinen Erhöhung dieses Wertes geführt.
Sehr viel unbequemer als die der ersten war die Deutung
der zweiten universellen Konstanten des Strahlungsgesetzes,
welche ich, weil sie das Produkt einer Energie und einer Zeit
vorstellt, nach der ersten Berechnung 6,55 - 10-2 erg - sec,
als elementares Wirkungsquantum bezeichnete. Während sie
für die Gewinnung des richtigen Ausdrucks für die Entropie
durchaus unentbehrlich war — denn nur mit ihrer Hilfe ließ
sich die Größe der für die angestellte Wahrscheinlichkeits-
betrachtung maBgebenden ,,Elementargebiete‘“ oder ,,Spiel-
ráume" der Wahrscheinlichkeit festlegen (21) —, erwies sie
sich gegenüber allen Versuchen, sie in irgendeiner angemes-
senen Form dem Rahmen der klassischen Theorie einzupassen,
als sperrig und widerspenstig. Solange man sie als unendlich
klein betrachten durfte, also bei großen Energien oder langen
Zeitperioden, war alles in schönster Ordnung; im allgemeinen
Falle jedoch klaffte an irgendeiner Stelle ein Riß, der um
so auffallender wurde, zu je schwächeren und schnelleren
Schwingungen man überging. Das Scheitern aller Versuche,
die entstandene Kluft zu überbrücken, ließ bald keinen
Zweifel mehr übrig: entweder war das Wirkungsquantum
nur eine fiktive Größe; dann war die ganze Deduktion des
Strahlungsgesetzes prinzipiell illusorisch und stellte weiter
nichts vor als eine inhaltsleere Formelspielerei, oder aber der
Ableitung des Strahlungsgesetzes lag ein wirklich physi-
kalischer Gedanke zugrunde; dann mufite das Wirkungs-
quantum in der Physik eine fundamentale Rolle spielen, dann
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