Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 1)

82 Die Entstehung und Entwicklung der Quantentheorie 
gründung der Maxwellschen Lichttheorie. Die Schwierig- 
keiten, welche sich der Einführung des Wirkungsquantums 
in die wohlbewährte klassische Theorie gleich von Anfang an 
entgegengestellt haben, sind schon von mir berührt worden. 
Sie haben sich im Laufe der Jahre eher gesteigert als ver- 
ringert, und wenn auch in der Zwischenzeit die ungestüm 
vorwärtsdrängende Forschung über einige derselben einst- 
weilen zur Tagesordnung übergegangen ist, so berühren die 
zurückgelassenen, einer nachträglichen Ergänzung harrenden 
Lücken den gewissenhaften Systematiker um so peinlicher. 
Was namentlich in der Bohrschen Theorie dem Aufbau der 
Wirkungsgesetze als Grundlage dient, setzt sich zusammen 
aus gewissen Hypothesen, die noch vor einem Menschenalter 
von jedem Physiker ohne Zweifel glatt abgelehnt worden 
wären. Daß im Atom gewisse ganz bestimmte quantenmäßig 
ausgezeichnete Bahnen eine besondere Rolle spielen, mochte 
noch als annehmbar hingenommen werden, weniger leicht 
schon, daß die in diesen Bahnen mit bestimmter Beschleu- 
nigung kreisenden Elektronen gar keine Energie ausstrahlen. 
Daß aber die ganz scharf ausgeprägte Frequenz eines emit- 
tierten Lichtquantums verschieden sein soll von der Frequenz 
der emittierenden Elektronen, mußte von einem Theoretiker, 
der in der klassischen Schule aufgewachsen ist, im ersten 
Augenblick als eine ungeheuerliche und für das Vorstellungs- 
vermögen fast unerträgliche Zumutung empfunden werden. 
Aber Zahlen entscheiden, und die Folge davon ist, daß sich 
jetzt die Rollen gegen früher allmählich vertauscht haben. 
Während es sich anfangs darum handelte, ein neues fremd- 
artiges Element einem allgemein als fest anerkannten Rahmen 
mit mehr oder minder gelindem Zwang anzupassen, ist nun- 
mehr der Eindringling, nachdem er sich einen gesicherten 
Platz erobert hat, seinerseits zur Offensive übergegangen, und 
es steht heute schon fest, daß er den alten Rahmen in irgend- 
einer Weise auseinandersprengen wird. Fraglich ist nur noch, 
an welcher Stelle und bis zu welchem Grade ihm das ge- 
lingen wird. 
Wenn es gestattet ist, schon heute eine Mutmaßung über 
den zu erwartenden Ausgang dieses heißen Ringens zu äußern, 
so scheint alles dafür zu sprechen, daß aus der klassischen 
     
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
	        
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