Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
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Religion und Naturwissenschaft 
schen Wissenschaft bis in die neueste Zeit hinein sind und welche 
Grenzen eventuell dem religiósen Glauben durch sie vorgeschrieben 
werden. 
Ich brauche kaum vorauszuschicken, dafj, historisch im grofhen und 
ganzen gesehen, die Ergebnisse der physikalischen Forschung und 
die sich daraus ergebenden Anschauungen nicht etwa einem ziellosen 
Wechsel unterworfen sind, sondern sich in stetigem bald langsameren, 
bald schnellerem Tempo bis zum heutigen Tage immer mehr vervoll- 
kommnet und verfeinert haben, so daf wir die bisher von ihr ge- 
wonnenen Erkenntnisse mit großer Sicherheit als bleibend annehmen 
können. 
Welches ist nun der wesentliche Inhalt dieser Erkenntnisse? Zu- 
nächst ist zu sagen, daß alle physikalischen Erkenntnisse auf Mes- 
sungen beruhen, und daß alle Messungen sich in Raum und Zeit 
abspielen, wobei die Größenordnungen in unvorstellbar weitem Maße 
variieren. Von den Entfernungen der kosmischen Regionen, aus 
denen noch eine Kunde zu uns dringt, bekommt man einen ange- 
näherten Begriff, wenn man bedenkt, daß das Licht, welches die 
Strecke vom Monde bis zur Erde in etwa einer Sekunde zurücklegt, 
viele Millionen von Jahren braucht, um von ihnen zu uns hin zu ge- 
langen. Auf der anderen Seite ist die Physik genötigt, mit Raum- 
und Zeitgrößen zu rechnen, deren winzige Kleinheit etwa durch das 
Verhältnis der Größe eines Stecknadelkopfes zu der der ganzen Erd- 
kugel veranschaulicht werden kann. 
Die allerverschiedenartigsten Messungen haben nun übereinstim- 
mend zu dem Schluß geführt, daß sämtliche physikalische Gescheh- 
nisse ohne Ausnahme zurückgeführt werden können auf mechanische 
oder elektrische Vorgänge, hervorgerufen durch die Bewegungen 
gewisser Elementarteilchen, wie Elektronen, Positronen, Protonen, 
Neutronen, wobei sowohl die Masse als auch die Ladung eines jeden 
dieser Elementarteilchen durch eine ganz bestimmte winzig kleine 
Zahl ausgedrückt wird, die sich um so genauer angeben läßt, je mehr 
die Messungsmethoden verfeinert werden. Diese kleinen Zahlen, die 
sogenannten universellen Konstanten, sind gewissermaßen die un- 
veränderlich gegebenen Bausteine, aus denen sich das Lehrgebäude 
der theoretischen Physik zusammensetzt. 
Welches ist denn nun, so müssen wir weiter fragen, die eigentliche 
Bedeutung dieser Konstanten? Sind sie in letzter Linie Erfindungen 
des menschlichen Forschergeistes oder besitzen sie einen realen, von 
der menschlichen Intelligenz unabhängigen Sinn? 
Das erstere behaupten die Anhänger des Positivismus, wenigstens 
in seiner extremen Färbung. Nach ihnen hat die Physik keine andere 
Grundlage als die Messungen, auf denen sie sich ja aufbaut, und ein 
physikalischer Satz hat nur insofern Sinn, als er durch Messungen 
   
  
	        
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