Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
  
98 Religion und Naturwissenschaft 
halb als ungemein nützlich erwiesen hat, weil sie eine genaue und 
vollständige Beschreibung der verschiedenartigsten Messungsergeb- 
nisse ermöglicht. Aber es wird kaum einen richtigen Physiker geben, 
der eine solche Behauptung ernst nehmen würde. Die universellen 
Konstanten sind nicht aus Zweckmäßigkeitsgründen erfunden wor- 
den, sondern sie haben sich mit unwiderstehlichem Zwang auf- 
gedrängt durch die übereinstimmenden Resultate sämtlicher ein- 
schlägiger Messungen, und, was das Wesentliche ist, wir wissen im 
voraus genau, daß alle künftigen Messungen auf die nämlichen Kon- 
stanten führen werden. 
Zusammenfassend können wir sagen, daß die physikalische Wissen- 
schaft die Annahme einer realen, von uns unabhängigen Welt fordert, 
die wir allerdings niemals direkt erkennen, sondern immer nur durch 
die Brille unserer Sinnesempfindungen und der durch sie vermittelten 
Messungen wahrnehmen können. 
Wenn wir diesen Satz weiter verfolgen, so nimmt unsere Betrach- 
tungsweise der Welt eine veränderte Form an. Das Subjekt der 
Betrachtung, das beobachtende Ich, rückt aus dem Mittelpunkt des 
Denkens heraus und wird auf einen ganz bescheidenen Platz ver- 
wiesen. In der Tat: wie erbärmlich klein, wie ohnmächtig müssen wir 
Menschen uns vorkommen, wenn wir bedenken, daß die Erde, auf 
der wir leben, in dem schier unermeßlichen Weltall nur ein mini- 
males Stäubchen, geradezu ein Nichts bedeutet, und wie seltsam muß 
es uns andererseits erscheinen, daß wir, winzige Geschöpfe auf 
einem beliebigen winzigen Planeten, imstande sind, mit unseren 
Gedanken zwar nicht das Wesen, aber doch das Vorhandensein und 
die Größe der elementaren Bausteine der ganzen großen Welt genau 
zu erkennen. : 
Aber das Wunderbare geht noch weiter. Es ist ein unbezweifelbares 
Ergebnis der physikalischen Forschung, daß diese elementaren Bau- 
steine des Weltgebäudes nicht in einzelnen Gruppen ohne Zu- 
sammenhang nebeneinander liegen, sondern daß sie sämtlich nach 
einem einzigen Plan aneinandergefügt sind, oder mit anderen Wor- 
ten, daß in allen Vorgängen der Natur eine universale, uns bis zu 
einem gewissen Grad erkennbare Gesetzlichkeit herrscht. 
Ich will hier zunächst nur ein einziges Beispiel erwähnen: das 
Prinzip der Erhaltung der Energie. Es gibt in der Natur verschiedene 
Arten von Energien: die Energie der Bewegung, der Gravitation, der 
Wärme, der Elektrizität, des Magnetismus. Alle Energien zu- 
sammengenommen bilden den Energievorrat der Welt. Dieser 
Energievorrat nun besitzt eine unveränderliche Größe, er kann durch 
keinen Vorgang in der Natur vermehrt oder verringert werden, alle 
in Wirklichkeit eintretenden Veränderungen bestehen nur in wechsel- 
seitigen Umwandlungen von Energie. Wenn z. B. Energie der Be- 
     
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 
	        
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