Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

    
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Determinismus oder Indeterminismus? 
  
sprechend zwischen Mikrophysik und Makrophysik unterscheidet. 
Aber mit dieser Festsetzung wird man auf die Dauer nicht durch- 
kommen. Denn sie bedingt die Existenz einer scharfen Grenze zwi- 
schen Mikrophysik und Makrophysik, und die gibt es sicherlich nicht, 
weil Größenordnungsgebiete niemals durch scharfe Grenzlinien ge- 
trennt sind, sondern stets allmählich ineinander übergehen. Wir 
wissen aus der Kolloidchemie und aus der Biochemie, daß es unmög- 
lich ist, molare und molekulare Vorgünge prinzipiell voneinander zu 
unterscheiden. Würde man nun aber versuchen, dementsprechend 
einen stetigen Übergang vom Determinismus in der Molarwelt zum 
Indeterminismus in der Atomwelt anzunehmen, so würde man erst 
recht in Schwierigkeiten geraten. Denn ein Vorgang, in welchen auch 
nur eine Spur von Indeterminismus hineinspielt, ist als Ganzes in- 
determiniert. Daran kann nicht der geringste Zweifel bestehen. 
Es bleibt also konsequenterweise nichts übrig, als den Indeter- 
minismus entweder gänzlich auszuschalten oder grundsätzlich allent- 
halben einzuführen, ein Drittes ist nicht möglich. Damit wachsen 
aber die Schwierigkeiten einer Durchführung des Indeterminismus 
ins Ungemessene. Nicht allein, daß Gesetze wie das Prinzip der Er- 
haltung der Energie, welche bisher auch für atomare Vorgänge 
immer als streng gültig vorausgesetzt worden sind, ihren Charakter 
verlieren und nur mehr eine statistische Bedeutung beanspruchen 
dürfen. Selbst die universellen Konstanten, wie die Elektronenladun- 
gen oder das Wirkungsquantum, werden dann nicht mehr durch be- 
stimmte Zahlenwerte ausgedrückt, sondern müssen als Mittelwerte 
aus einer großen Anzahl von mehr oder weniger divergierenden 
Einzelwerten betrachtet werden. Denn ein prinzipiell genauer Wert 
ließe sich nur aus einer prinzipiell genauen Gleichung gewinnen, und 
solche kann es ja dann nicht mehr geben. Wohin eine solche Um- 
stellung der theoretischen Physik führen würde, läßt sich gar nicht 
absehen. Jedenfalls erscheint sie nicht gerade verheißungsvoll. 
Zu diesen praktischen Schwierigkeiten kommt nun aber noch eine 
grundsätzliche. Es wird manchmal versucht, dem prinzipiellen In- 
determinismus es als besonderen Vorzug anzurechnen, daß er es 
fertig bringe, die erfahrungsgemäße Gesetzlichkeit in der Physik 
ohne alle besondere Voraussetzungen abzuleiten aus der Ungesetz- 
lichkeit, die Ordnung aus der Unordnung, den Kosmos aus dem 
Chaos. Aber ich glaube nicht, daß eine solche Leistung überhaupt 
möglich ist. Denn auch die statistische Gesetzlichkeit bedarf zu ihrer 
Begründung ganz bestimmter Voraussetzungen. Es ist bekannt, daß 
die Sätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung stets auf bestimmten 
Festsetzungen über gleichwahrscheinliche Fälle fußen. An diesem 
Umstand wird auch dann nichts geändert, wenn man diese Fest- 
setzungen in die Definitionen hineinsteckt, wie das z. B. geschieht, 
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