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Determinismus oder Indeterminismus?
sprechend zwischen Mikrophysik und Makrophysik unterscheidet.
Aber mit dieser Festsetzung wird man auf die Dauer nicht durch-
kommen. Denn sie bedingt die Existenz einer scharfen Grenze zwi-
schen Mikrophysik und Makrophysik, und die gibt es sicherlich nicht,
weil Größenordnungsgebiete niemals durch scharfe Grenzlinien ge-
trennt sind, sondern stets allmählich ineinander übergehen. Wir
wissen aus der Kolloidchemie und aus der Biochemie, daß es unmög-
lich ist, molare und molekulare Vorgünge prinzipiell voneinander zu
unterscheiden. Würde man nun aber versuchen, dementsprechend
einen stetigen Übergang vom Determinismus in der Molarwelt zum
Indeterminismus in der Atomwelt anzunehmen, so würde man erst
recht in Schwierigkeiten geraten. Denn ein Vorgang, in welchen auch
nur eine Spur von Indeterminismus hineinspielt, ist als Ganzes in-
determiniert. Daran kann nicht der geringste Zweifel bestehen.
Es bleibt also konsequenterweise nichts übrig, als den Indeter-
minismus entweder gänzlich auszuschalten oder grundsätzlich allent-
halben einzuführen, ein Drittes ist nicht möglich. Damit wachsen
aber die Schwierigkeiten einer Durchführung des Indeterminismus
ins Ungemessene. Nicht allein, daß Gesetze wie das Prinzip der Er-
haltung der Energie, welche bisher auch für atomare Vorgänge
immer als streng gültig vorausgesetzt worden sind, ihren Charakter
verlieren und nur mehr eine statistische Bedeutung beanspruchen
dürfen. Selbst die universellen Konstanten, wie die Elektronenladun-
gen oder das Wirkungsquantum, werden dann nicht mehr durch be-
stimmte Zahlenwerte ausgedrückt, sondern müssen als Mittelwerte
aus einer großen Anzahl von mehr oder weniger divergierenden
Einzelwerten betrachtet werden. Denn ein prinzipiell genauer Wert
ließe sich nur aus einer prinzipiell genauen Gleichung gewinnen, und
solche kann es ja dann nicht mehr geben. Wohin eine solche Um-
stellung der theoretischen Physik führen würde, läßt sich gar nicht
absehen. Jedenfalls erscheint sie nicht gerade verheißungsvoll.
Zu diesen praktischen Schwierigkeiten kommt nun aber noch eine
grundsätzliche. Es wird manchmal versucht, dem prinzipiellen In-
determinismus es als besonderen Vorzug anzurechnen, daß er es
fertig bringe, die erfahrungsgemäße Gesetzlichkeit in der Physik
ohne alle besondere Voraussetzungen abzuleiten aus der Ungesetz-
lichkeit, die Ordnung aus der Unordnung, den Kosmos aus dem
Chaos. Aber ich glaube nicht, daß eine solche Leistung überhaupt
möglich ist. Denn auch die statistische Gesetzlichkeit bedarf zu ihrer
Begründung ganz bestimmter Voraussetzungen. Es ist bekannt, daß
die Sätze der Wahrscheinlichkeitsrechnung stets auf bestimmten
Festsetzungen über gleichwahrscheinliche Fälle fußen. An diesem
Umstand wird auch dann nichts geändert, wenn man diese Fest-
setzungen in die Definitionen hineinsteckt, wie das z. B. geschieht,
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