Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

   
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Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft 125 
Einbliek in den Sinn, aber auch in die Grenzen der exakten Wissen- 
schaft gelangen werden, dessen Bedeutung zu würdigen ich dann dem 
Urteil des Einzelnen anheimstellen muf. 
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Wenn wir fiir den Aufbau der exakten Wissenschaft nach einem 
Ausgangspunkt suchen, der jeder Kritik gegeniiber standhilt, so 
miissen wir vor allem unsere Anspriiche erheblich herabstimmen. Wir 
dürfen nicht erwarten,. daß es uns gelingen wird, mit einem Schlage, 
durch einen glücklichen Gedanken, auf ein allgemeingültiges Prinzip 
zu stoßen, aus dem wir mit exakten Methoden ein vollkommenes 
System der Wissenschaft entwickeln können, sondern wir müssen 
uns erst einmal damit begnügen, wenn wir nur überhaupt irgendwo 
eine Wahrheit ausfindig machen, an die sich keinerlei Skepsis heran- 
wagen kann. Mit anderen Worten: wir müssen unser Augenmerk 
richten nicht auf das, was wir gerne wissen móchten, sondern zu- 
nächst einmal auf das, was wir sicherlich wissen. 
Was ist nun unter allem, was wir wissen und was wir uns gegen- 
seitig mitteilen kónnen, das allersicherste, das, was nicht dem ge- 
ringsten Zweifel unterliegt? Darauf gibt es nur eine einzige Antwort: 
es ist das, was wir selber an unserem eigenen Leibe erfahren. Und 
da die exakte Wissenschaft es mit der Erforschung der Außenwelt 
zu tun hat, so dürfen wir gleich weiter sagen: es sind die Eindrücke, 
die wir im Leben unmittelbar durch unsere Sinnesorgane: Auge, 
Ohr usw. von der Außenwelt empfangen. Wenn wir etwas sehen, 
hören, fühlen, so ist das einfach eine gegebene Tatsache, an der kein 
Skeptiker rütteln kann. ' 
Man spricht zwar auch von Sinnestäuschungen, aber niemals in der 
Bedeutung, als ob die betreffenden Sinnesempfindungen unrichtig 
oder auch nur zweifelhaft wären. Wenn wir z. B. einmal durch eine 
trügerische Luftspiegelung irregeführt werden, so liegt die Schuld 
daran nicht bei unserem Gesichtseindruck, der ja tatsächlich vorhan- 
den ist, sondern bei unserer Denktätigkeit, die aus der vorliegenden 
Empfindung einen falschen Schluß ableitet. Der Sinneseindruck ist 
immer schlechthin gegeben und daher unanfechtbar. Welche Folge- 
rungen wir daran knüpfen, ist eine weitere Frage, die uns zunächst 
noch nicht zu beschäftigen braucht. Daher ist der Inhalt der Sinnes- 
eindrücke die geeignete und die einzige unangreifbare Grundlage für 
den Aufbau der exakten Wissenschaft. 
Wenn wir die Gesamtheit der Sinneseindrücke als die Welt der 
Sinne bezeichnen, so können wir kurz sagen, daß die exakte Wissen- 
schaft ihren Ursprung nimmt von der erlebten Sinnenwelt. Die Sinnen- 
welt ist es, welche der Wissenschaft sozusagen das Rohmaterial für 
ihre Arbeit zur Verfügung stellt. 
       
    
  
  
  
   
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
     
    
   
   
  
  
  
  
	        
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