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Sinn und Grenzen der exakten Wissenschaft
irrationale Element, das der exakten Wissenschaft notgedrungen an-
haftet, und über dessen Bedeutung man sich durch ihren stolzen
Namen nicht täuschen lassen darf. Doch muß der Umstand, daß die
Wissenschaft sich ihre Grenzen aus eigener Erkenntnis setzt, wohl
geeignet erscheinen, das Vertrauen in die Zuverlässigkeit derjenigen
Ergebnisse zu stärken, zu denen sie auf Grund ihrer unbestreitbaren
Voraussetzungen mit ihren strengen experimentellen und theore-
tischen Methoden gelangt. — |
Wenn wir jetzt von dem gewonnenen Standpunkt aus den Blick
zurücklenken an den Anfang unserer Betrachtungen und auf den
ganzen eingeschlagenen Gedankengang, so werden uns die erzielten
Ergebnisse in noch deutlicherem Lichte erscheinen. Wir begannen
unsere Überlegungen mit einer merklichen Enttäuschung. Wir such-
ten für den Aufbau der exakten Wissenschaft nach einer allgemeinen
Grundlage, deren Sicherheit keinerlei Zweifeln unterliegt, und hatten
damit keinen Erfolg. Jetzt, auf Grund der gewonnenen Einsichten,
erkennen wir, daß das gar nicht anders sein kann. Denn jener Ver-
such lief im Grunde darauf hinaus, zum Ausgangspunkt der wissen-
schaftlichen Forschung etwas endgültig Reales zu nehmen, während
wir jetzt gesehen haben, daß das endgültig Reale metaphysischen
Charakter trägt und sich daher einer vollständigen Erkenntnis durch-
aus entzieht. Das ist der innere Grund, weshalb alle bisherigen Ver-
suche scheitern mußten, die exakte Wissenschaft auf ein von vorn-
herein gesichertes allgemeines Fundament aufzubauen. Statt dessen
mußten wir uns mit einem Ausgangspunkt begnügen, der zwar unan-
tastbare Festigkeit, dafür aber nur äußerst beschränkte Bedeutung
besitzt, da er sich nur auf Einzelerlebnisse bezieht. An diesem be-
scheidenen Punkt setzt die wissenschaftliche Forschung mit ihren
exakten Methoden ein und arbeitet sich stufenweise vom Speziellen
zu immer Allgemeinerem empor. Sie bedarf dazu des steten Hinblicks
auf das objektiv Reale, nach dem sie sucht, und insofern kann die
exakte Wissenschaft das Reale im metaphysischen Sinn niemals ent-
behren. Aber die metaphysisch reale Welt ist nicht der Ausgangs-
punkt, sondern sie ist das in unerreichbarer Ferne winkende und
richtungweisende Ziel aller wissenschaftlichen Arbeit.
Die Gewißheit, daß wir mit jeder neuen Entdeckung, mit jeder
daraus abgeleiteten neuen Erkenntnis dem Ziele näherkommen, muß
als Ersatz gelten für die zahlreichen und gewiß nicht leicht zu neh-
menden Nachteile, die mit der fortwährenden Verminderung der
Anschaulichkeit und Bequemlichkeit in der Benutzung des Weltbildes
verbunden sind. In der Tat gewährt das jetzige wissenschaftliche
Weltbild, verglichen mit dem ursprünglichen naiven Weltbild, einen
seltsamen, geradezu fremdartig anmutenden Anblick. Die unmittelbar
erlebten Sinneseindrücke, von denen doch die wissenschaftliche Ar-