Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
16 Die Stellung der neueren Physik zur mechanischen Naturanschauung 
nach ihnen ist die Änderung der Bewegungsgröße gleich dem Impuls 
der Kraft, während nach dem Energieprinzip die Änderung der Ener- 
gie gleich ist der Arbeit der Kraft. Jede der beiden Naturanschauun- 
gen, die mechanische wie die energetische, leidet somit an einer 
gewissen Einseitigkeit, wenn auch die erstere der zweiten insofern 
wesentlich überlegen ist, als sie, entsprechend dem vektoriellen 
Charakter der Bewegungsgrófhe, drei Gleichungen liefert, die ener- 
getische dagegen nur eine einzige Gleichung. Natürlich gilt das Ge- 
sagte nicht nur für die Bewegung eines einzigen materiellen Punktes, 
sondern überhaupt für jeden reversibeln Vorgang aus dem Gebiete 
der Mechanik, der Elektrodynamik und der Thermodynamik. 
Aus der Bewegungsgrôfe oder aus der Energie eines bewegten 
Körpers läßt sich nun auch seine träge Masse ableiten, welche natür- 
lich bei dieser Art der Betrachtung ihren elementaren Charakter ein- 
büßt und zu einem sekundären Begriff herabsinkt. In der Tat ergibt 
sich auf diese Weise die träge Masse eines Körpers nicht als eine , 
Konstante, sondern als abhängig von der Geschwindigkeit, und zwar 
in der Art, daß, wenn die Geschwindigkeit des Körpers bis zur Licht- 
geschwindigkeit gesteigert wird, die träge Masse über alle Grenzen 
hinauswächst. Daher ist es nach der Relativitätstheorie überhaupt 
unmöglich, einen Körper auf eine Geschwindigkeit zu bringen, die 
ebenso groß oder gar noch größer ist als die Lichtgeschwindigkeit. 
Daß übrigens die träge Masse eines Körpers keine Konstante ist, 
sondern streng genommen sogar von der Temperatur abhängt, folgt, 
ganz abgesehen von der Relativitätstheorie, schon einfach aus dem 
Umstand, daß jeder Körper einen gewissen, von der Temperatur ab- 
hängigen Betrag von strahlender Wärme im Innern birgt, deren 
Trägheit zuerst Fritz Hasenóhrl erkannt hat. 
Wenn aber, so muf? man fragen, der bisher allgemein als grund- 
legend angenommene Begriff des Massenpunktes die Eigenschaft der 
Konstanz und Unveründerlichkeit verliert, welches ist denn nun das 
eigentlich Substantielle, welches sind die unveränderlichen Bausteine, 
aus denen das physikalische Weltgebáude zusammengetügt ist? — 
Hierauf läßt sich folgendes sagen: Die unveránderlichen Elemente 
des auf dem Relativitätsprinzip basierten Systems der Physik sind 
die sogenannten universellen Konstanten: vor allem die Licht- 
geschwindigkeit im Vakuum, die elektrische Ladung und die Ruh- 
masse eines Elektrons, das aus der Wärmestrahlung gewonnene 
,elementare Wirkungsquantum", welches wahrscheinlieh auch bei 
chemischen Erscheinungen eine fundamentale Rolle spielt, die Gra- 
vitationskonstante, und wohl noch manche andere. Diese Gréfien be- 
sitzen insofern reale Bedeutung, als ihre Werte unabhängig sind von 
der Beschaffenheit, dem Standpunkt und dem Geschwindigkeits- 
zustand eines Beobachters. Im übrigen müssen wir bedenken, daß es 
  
   
  
  
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