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Das Prinzip der kleinsten Wirkung 25
Leibniz bestreiten zu müssen glaubte. Allerdings hat sich mensch-
liche Schwäche und Eitelkeit wohl in keinem Falle bitterer gerächt
als bei dem Präsidenten der Berliner Akademie. Die erschütternden
Wechselfälle, welche sogar den großen königlichen Philosophen ge-
legentlich zum Einschreiten veranlaßten, haben die Historiographen
wiederholt zu eingehender Darstellung gereizt und sind auch mehr-
fach in akademischen Reden, von A. Mayer (1877), H. v. Helm-
holtz (1887), E. du Bois-Reymond (1892), H. Diels (1898),
zu lebendigem Ausdruck gelangt. Ihr Zusammenhang mit der all-
gemeinen Entwicklung der mathematischen Wissenschaft ist in Can-
tors Geschichte der Mathematik, ihre Bedeutung für die Berliner
Akademie in Harnacks Geschichte dieser Körperschaft beleuchtet
worden.
Die Maupertuissche Formulierung des Prinzips der kleinsten
Wirkung besagt nichts weiter, als daß „die zu den in der Natur ge-
schehenen Veränderungen verwendete Menge von Aktion stets ein
Minimum ist“, sie läßt also strenggenommen überhaupt keinen
Schluß auf die Gesetze der Veränderungen zu. Denn solange eine
Festsetzung der von den virtuellen Veränderungen zu erfüllenden Be-
dingungen fehlt, ist noch gar nichts darüber gesagt, welche Verände-
rungen miteinander verglichen werden sollen. Um diese Lücke klar
zu sehen, fehlte Maupertuis die analytische Kritik; indessen wird
man den Mangel um so begreiflicher finden, wenn man erwägt, daß
selbst L. Euler, der seinem Kollegen und Freunde in der Verteidi-
gung seines Prinzips beiseite stand, und der ihn als Mathematiker
jedenfalls weit überragte, nicht bis zu einer korrekten Formulierung
durchzudringen vermochte.
Das eigentliche Verdienst von Maupertuis bestand vielmehr
darin, daß er überhaupt nach einem Minimumprinzip suchte. Dies war
der eigentliche Leitstern seiner Spekulation. Daher zog er auch das
Fermatsche Prinzip, das sog. Prinzip der schnellsten Ankunft, mit
herein, obwohl dasselbe mit dem Prinzip der kleinsten Wirkung nur
in einem sehr indirekten, für die damalige Physik jedenfalls uner-
kennbaren Zusammenhang steht. Und diesem Interesse für das
Minimumprinzip lag in letzter Linie der metaphysische Gedanke zu-
grunde, daß sich in der Natur das Walten der Gottheit offenbare,
daß daher jedem Naturvorgang eine Absicht zugrunde liege, die auf
ein bestimmtes Ziel gerichtet ist, und die dieses Ziel auf dem direk-
testen Wege, mit den tauglichsten Mitteln, zu erreichen weiß.
Wie unzulänglich, ja irreführend derartige teleologische Betrach-
tungen sein können, erkennt man am besten, wenn man bedenkt, daß
in Wirklichkeit das Prinzip der kleinsten Wirkung, ganz allgemein
gefaßt, gar kein Minimumprinzip ist. So z. B. gilt der Satz, daß die
Bahn eines auf einer Kugel frei beweglichen, keiner treibenden Kraft