42 Das Wesen des Lichts
ultravioletten Strahlen an. Daß aber diese Gemeinschaft verschie-
dener Strahlenarten noch einer ungeheuren Erweiterung, und zwar
nach beiden Seiten des Spektrums hin, fähig ist, sollte erst viel später
an den Tag kommen. Um einen solchen großartigen Fortschritt zu
erzielen, bedurfte es freilich noch einer besonderen Vorarbeit, näm-
lich des Überganges von der mechanischen zur elektromagnetischen
Lichttheorie. .
Nicht nur Newton und Huygens, sondern auch ihre unmittel-
baren Nachfolger waren sich bei aller sonstigen Verschiedenheit ihrer
Anschauungen doch darüber einig, daß das Verständnis für das We-
sen des Lichtes auf dem Boden der mechanischen Naturauffassung
gesucht werden müsse, und diese Forschungsrichtung erhielt auch
späterhin durch den mit der Entdeckung des Prinzips der Erhaltung
der Energie verbundenen glänzenden Aufschwung der mechanischen
Wärmetheorie von neuem einen mächtigen Antrieb. Daß die .Ather-
schwingungen nicht, wie die Luftschwingungen in einer Flöte, longitu-
dinal, in der Richtung der Fortpflanzung, sondern, wie die Schwin-
gungen einer Violinsaite, transversal, senkrecht zur Richtung der
Fortpflanzung, erfolgen, war bald durch den Nachweis der Polarisa-
tion festgestellt. Aber es wollte durchaus nicht gelingen, von den
Gesetzen der allgemeinen Mechanik und der Elastizitätslehre aus,
dem Wesen dieser Bewegungen noch näherzukommen, und je üppiger
die Hypothesen auf dem Boden der mechanischen Theorie des Lichtes
emporschossen, sei es durch die Annahme eines stetig ausgedehnten
oder durch die eines atomistisch konstituierten Athers, um so deut-
licher zeigte sich die Unzulänglichkeit jeder einzelnen derselben. Da
trat um die Mitte des vorigen Jahrhunderts James Clerk Max-
well mit der kühnen Hypothese auf, daß das Licht ein elektromagne-
tischer Vorgang ist. Er war durch seine Theorie der Elektrizität zu
dem Schluß geführt worden, daß eine jede elektrische Störung sich
von dem Ort ihrer Entstehung aus im leeren Raume wellenförmig mit
einer Geschwindigkeit von 300000 km in der Sekunde fortpflanzt,
und das Zusammentreffen dieser aus rein elektrischen Messungen
abgeleiteten Zahl mit der Größe der Lichtgeschwindigkeit gab ihm
den ersten Anstoß zu dem Versuch, das Licht geradezu als eine
elektromagnetische Störung aufzufassen. Der Beweis für die Haltbar-
keit dieses Standpunktes läßt sich auch hier nur dadurch führen, daß
alle daraus entspringenden Folgerungen durch die Erfahrung be-
stätigt werden. Der mit seiner Gewinnung verbundene grundsätzliche
Fortschritt lag in einer ungeheuren Vereinfachung der Theorie und
in der Fülle der Folgerungen, die sich unmittelbar daraus ziehen
lassen.
Freilich ist das Wesen der elektromagnetischen Vorgänge uns um
keine Spur verständlicher wie das der optischen. Wer aber der elek-