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Die Physik im Kampf um die Weltanschauung 57
von Raum und Zeit in unendlich kleine Intervalle. Überall suchte und
fand man das Walten strenger Gesetzmäfigkeiten, die um so ein-
fachere Formen annahmen, je weiter man in der Teilung vordrang,
und nichts schien der Erwartung zu widersprechen, daf es einmal
gelingen werde, die Gesetze des physikalischen Makrokosmos voll-
ständig zurückzuführen auf die raumzeitlichen Differentialgleichun-
gen, die für den Mikrokosmos gelten. Diese Differentialgleichungen
lieferten dann für irgendeinen als Ausgangspunkt gewählten Zu-
stand der Natur die eintretenden Zustandsünderungen und daraus
durch Integration die Zustände für alle künftigen Zeiten, ein ebenso
umfassendes wie durch seine Harmonie befriedigendes Bild des
physikalischen Weltgeschehens.
Um so auffallender und peinlicher mußte es berühren, als es sich
zu Beginn dieses Jahrhunderts bei der immer fortschreitenden Ver-
feinerung und Vervielfältigung der Messungsmethoden, zuerst auf
dem Gebiet der Wärmestrahlung, dann bei der Lichtstrahlung und
‘in der Elektronenmechanik herausstellte, daß der beschriebenen
klassischen Theorie eine unüberschreitbare objektiv bestimmbare
Schranke gesetzt ist. Ein Beispiel möge dies erläutern. Der Zustand
eines sich bewegenden Elektrons, wie ihn die klassische Physik zur
Berechnung seiner Bewegung als bekannt voraussetzen muß, umfaßt
die Lage und die Geschwindigkeit des Elektrons. Nun hat sich ge-
zeigt, daß jede Methode, die Lage eines Elektrons genau zu messen,
die genaue Messung der Geschwindigkeit ausschließt, und zwar
wächst die Ungenauigkeit der Geschwindigkeitsmessung gerade ent-
sprechend der Genauigkeit der Lagenmessung, und umgekehrt, nach
einem ganz bestimmten angebbaren durch die Größe des elementaren
Wirkungsquantums bedingten Gesetz. Ist die Lage des Elektrons
absolut genau bekannt, so ist seine Geschwindigkeit völlig unbe-
stimmt, und umgekehrt.
Es versteht sich, daß bei dieser Sachlage die Differentialgleichun-
gen der klassischen Physik ihre grundlegende Bedeutung verlieren,
und daß die Aufgabe, die Gesetzmäßigkeit der realen physikalischen
Vorgänge vollständig aufzudecken, einstweilen als unlösbar betrachtet
werden muß. Selbstverständlich darf man daraus nun nicht sogleich
den Schluß ziehen, daß eine Gesetzmäßigkeit überhaupt nicht exi-
stiert, sondern man wird den Mißerfolg auf eine mangelhafte Formu-
lierung des Problems und eine dementsprechend verfehlte Frage-
stellung schieben. Worauf beruht aber der begangene Fehler? Und
wie kann man ihn verbessern?
Zunächst ist zu betonen, daß man nicht von einem Zusammenbruch
der theoretischen Physik sprechen darf in dem Sinn, daß nun alles
Bisherige als unrichtig betrachtet und beiseite geworfen wird. Dafür
ist die Fülle der von der klassischen Physik erzielten Erfolge viel zu