Full text: Wege zur physikalischen Erkenntnis (Band 2)

   
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Die Physik im Kampf um die Weltanschauung 
strebender Bergwanderer die bereits erklommenen Gipfel von oben 
überschaut und den gewonnenen Überblick für den weiteren Aufstieg 
verwertet. Nicht in der Ruhe des Besitzes, sondern in der steten 
Vermehrung der Erkenntnis liegt die Befriedigung und das Glück 
des Forschers. 
Meine Damen und Herren! Wir haben bisher nur von Physik ge- 
sprochen. Aber Sie werden sicherlich den Eindruck haben, dafi das 
Gesagte allgemeinere Bedeutung beansprucht, weit über die Grenzen 
der physikalischen Wissenschaft hinaus. Denn die Wissenschaften, 
Natur- und Geisteswissenschaften, sind nun einmal an keiner ein- 
zigen Stelle scharf voneinander zu trennen. Sie bilden vielmehr 
ein einheitliches fest verflochtenes Gewebe. Ergreift man davon 
nur einen Zipfel, so setzt sich der Spannungszustand zwangslàufig 
nach allen Richtungen fort, und das Ganze gerüt in Bewegung. 
So ist es auch mit der Frage der Kausalitát. Es hätte gar keinen 
Sinn, innerhalb der Physik das Walten einer strengen, unverbrüch- 
lichen Gesetzlichkeit anzunehmen, wenn das Nämliche nicht auch in 
der Biologie und Psychologie zutreffen würde. — 
Wie steht es denn nun aber mit der Willensfreiheit, deren Primat 
uns doch durch unser Selbstbewuftsein, also durch die unmittelbarste 
Erkenntnisquelle, die es geben kann, mit aller Sicherheit verbürgt 
wird? Ist auch der menschliche Wille kausal gebunden oder ist er 
es nicht? Die so gestellte Frage ist, wie ich das schon wiederholt 
darzulegen versuchte, ein Musterbeispiel für eine Art von Proble- 
men, die wir oben als Scheinprobleme bezeichnet haben, die nämlich 
genau genommen gar keinen bestimmten Sinn besitzen. Im vorliegen- 
den Falle liegt die vermeintliche Schwierigkeit nur in einer unvoll- 
ständigen Formulierung der Frage. Der wirkliche Sachverhalt läßt 
sich kurz folgendermaßen aussprechen. Vom Standpunkt eines idea- 
len alles durchschauenden Geistes betrachtet ist der menschliche 
Wille, wie überhaupt alles körperliche und geistige Geschehen, 
kausal vollständig gebunden. Dagegen vom Standpunkt des eigenen 
Ich betrachtet ist der auf die Zukunft gerichtete eigene Wille nicht 
kausal gebunden, und zwar deshalb, weil das Erkennen des eigenen 
Willens selber den Willen immer wieder kausal beeinflußt, so daß 
hier von einer endgültigen Erkenntnis eines festen kausalen Zu- 
sammenhanges gar nicht die Rede sein kann. Man könnte dafür auch 
kurz sagen: objektiv, von außen, betrachtet ist der Wille kausal ge- 
bunden, subjektiv, von innen, betrachtet ist der Wille frei. Diese 
beiden Sätze widersprechen sich einander ebensowenig, wie die bei- 
den einander entgegengesetzten Behauptungen über die rechte und 
linke Seite, von denen früher die Rede war. Wer dem nicht zustim- 
men will, der übersieht oder vergißt, daß das eigene Wollen dem 
Planck, Wege zur physikalischen Erkenntnis II. 5 
  
  
   
 
	        
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