Full text: Lechers Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen

  
  
152 IV. Wärme 
Endvolumen kleiner. Umgekehrt würde eine Beimischung einer weniger konzentrierten 
Flüssigkeit ein Quellen der Blutkörperchen, eine Volumsvergrößerung hervorrufen; das 
Volumen der Blutkörperchen würde nach dem Zentrifugieren einen größeren Raum be- 
anspruchen. Ein für solche Untersuchungen konstruierter Apparat, das Hämatokrit, 
dient so zur Aufsuchung isotonischer Lösungen mit Hilfe des osmotischen Druckes der 
roten Blutkörperchen. 
233. Eine biologisch sehr wichtige Erscheinung zeigt die mit Volums- 
vermehrung verbundene Wasseraufnahme mancher festen Substanz, die 
sog. Quellung; der entgegengesetzte Prozeß heißt Schrumpfung. Ge- 
latine z. B. verschluckt eine bestimmte Menge Wasser und quillt auf. 
Oft, z. B. bei Leim (oder auch bei Gelatine in hoherer Temperatur), 
geht die Quellung allmählich in Auflösung über. Die pflanzliche Zell- 
wand zeigt ebenfalls Quellung, bleibt aber auch nach Sättigung mit 
Wasser fest. Trotz eingehender Erklärungsversuche, besonders durch 
Nägeli!) und Bütschli ?), ist die Rolle, welche hier der kapillaren und 
osmotischen Kraft zufällt, noch wenig geklärt. Wichtig ist auch, daß die 
Quellbarkeit der Zelle oft in verschiedenen Richtungen verschieden ist, 
dadurch entstehen in den Pflanzen bei Wasseraufnahme die sog. ,,hydro- 
skopischen Bewegungen", nämlich Verlängerung oder Krümmung, 
Drehung und Windung. 
Physik und Chemie, welche die allereinfachsten Erscheinungen der 
Diffusion, Lösung und Osmose untersuchen, sind erst in den letzten 
Jahren zu einem halbwegs befriedigenden Verständnis dieser Vorgänge 
gelangt. Die Biologie hat aber mit einem komplizierten Nebeneinander 
der verschiedensten physikalischen und chemischen Probleme zu tun; 
hier sind trotz großer Erfolge viele schwierige Fragen noch ungelöst. 
234. Neben die eigentlichen Lósungen treten die Pseudolósungen oder 
sog. kolloidalen (auch kolloiden) Lósungen, auch ,,Sole" genannt. Bei 
diesen kann man oft durch Abfiltrieren, manchmal durch besonders 
feine Filter, Ultrafilter, eine Trennung der Mischungsbestandteile 
erreichen. Die abgeschiedene dickliche, weiche, ,gelatinierte'' Masse 
heiBt ,,Gel*. Mikroskopisch, und zwar besonders mit dem Ultra- 
mikroskop ($ 446), lassen sich die im Sol suspendierten Teilchen meist 
direkt sehen bis herunter zu einem Durchmesser von 1079 mm, d.1. dem 
zehnfachen Molekulardurchmesser. Diese Teilchen sind in Lösungen in 
fortwährender zitternder Bewegung, Brownscher Bewegung, weil 
die bewegten unsichtbaren Molekeln des Lösungsmittels unregelmäßig 
von allen Seiten her stoßen. Durch diese Zickzackbewegung ist eine, 
wenn auch nur sehr langsame, Verschiebung möglich. 
Auch kleinste Rauchteilchen oder andere Suspensionen in Gasen 
  
  
ı) Nägeliu. Schwendener, ,,Das Mikroskop"', 2. Autl., Leipzig, 1877, S. 414. 
2) Bütschli, ,,Mikroskopische Schaume und Protoplasma‘‘, Leipzig, 1892 und zahl- 
reiche spätere Untersuchungen. Eingehende Literaturzusammenstellung in J ost, ,, Pflanzen- 
physiologie", I9I3. 
    
   
    
   
  
  
   
   
   
   
  
  
   
   
   
  
  
  
   
   
   
  
  
   
  
   
   
   
    
   
  
   
   
   
    
    
    
  
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