Full text: Lechers Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen

  
  
  
  
8 I. Einleitung 
  
Zuerst sehen wir z. B. den Nullpunkt der Skala; wenn das Spiegelchen 
SS sich dann in die punktierte Lage S'S' dreht, sehen wir einen anderen 
Punkt der Skala, z. B. 23. Schwingt das an einem kleinen Magnet 
oder an sonst einem Apparate befestigte Spiegelchen mit diesem Magnet 
oder mit diesem Apparate um eine Vertikalachse langsam hin und her, 
so sieht man im Fernrohre scheinbar die Skala sich horizontal hin und 
her bewegen. Man kann so in dem Fernrohre 
mittels seiner Ablesungsmarke, dem sogenannten 
Fadenkreuz, ganz kleine Ablenkungen mit 
großer Genauigkeit bestimmen. 
Bei der objektiven Spiegelablesung ist der 
einfallende Strahl fix, bei der subjektiven der 
reflektierte. 
In beiden Methoden der Spiegelablesung 
haben wir am Spiegelchen gleichsam einen sehr 
langen bis zur Skala reichenden gewichtslosen 
pm Lichtzeiger angebracht ; eine kleine Drehung des 
mm 0 8 Spiegelchens erscheint an der Skala als um so 
Fire größerer Ausschlag, je weiter die Skala entfernt 
ist. Das ist der Hauptvorteil der Spiegelablesung. Ein weiterer 
Vorteil liegt darin, daß der Beobachter in großer Entfernung vom Appa- 
rat sich befindet und Störungen durch seine Bewegungen und Hantie- 
rungen geringer ausfallen, als wenn er sich z. B. unmittelbar über die 
Magnetnadel selbst beugen müßte. 
10. Fadenlot, Libellen. Zur Justierung der Horizontal- bzw. Vertikal- 
Stellung von Apparaten benutzt man das Fadenlot oder Libellen. Bei den 
Libellen unterscheidet man Röhrenlibellen (Wasserwaagen), die 
nacheinander in zwei aufeinander senkrechten Stellungen durch Stell- 
schrauben zum Einspielen der Luftblase auf die Null-Lage gebracht 
werden oder Dosenlibellen, bei denen die Blase in die Mitte einer 
Kreismarke zu bringen ist. 
  
Zeit. 
11. Zum Begriffe der Zeit können wir nur gelangen durch Vergleichung von Bewegun- 
gen. Wir müssen annehmen, daß irgendeine Bewegung, nach der wir uns richten wollen, 
in immer gleichmäßiger Weise vor sich geht. Eine solche bietet uns in fast einwandfreier 
Weise die Achsenumdrehung der Erde, durch welche der Eindruck erzeugt wird, als ob 
die Fixsterne in Kreisen um die verlängerte Erdachse rotierten. Die konstante Zeit, die 
irgendein Stern zum Durchlaufen dieses Kreises braucht, heißt Sterntag. Die Sonne, die 
im Vergleich zu den Fixsternen in unmittelbarer Nähe der Erde sich befindet, bewegt sich 
scheinbar ebenso wie diese Sterne, aber etwas langsamer. Infolge der jährlichen Umdrehung 
der Erde um die Sonne nämlich erscheint letztere zu verschiedenen Jahreszeiten vor ver- 
schiedenen Sternbildern. Es ist somit der Sonnentag etwas lánger als der Sterntag, 
da das Jahr gerade einen Sterntag mehr als Sonnentage hat. Diese scheinbare Bewegung 
der Sonne gegen die Fixsterne oder dieses scheinbare Zurückbleiben der Sonne gegen die 
     
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
   
   
  
  
   
   
  
   
  
  
  
   
  
  
    
   
  
  
  
   
  
  
  
  
  
   
  
    
  
  
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