Full text: Lechers Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen

  
  
230 V. Strahlungs-Energie 
Augenspiegel ($ 375). Man sieht durch einen in der Mitte durchbohrten 
Hohlspiegel, der die Strahlen einer Lampe in den Hohlraum (Mund- und 
Rachenhóhle, àuBerer Gehórgang usw.) wirft. Bei gekrümmten Kanälen 
(Kehlkopf oder Naseninneres) muß an der Knickungsstelle die Beleuch- 
tungsstrahlung sowohl als auch die vom Objekte rückkehrende Strahlung 
mittels Planspiegels oder total reflektierenden Prismas um die Ecke ge- 
führt werden. Hier sind die Aufgaben für die Optik verhältnismäßig einfach, 
Man hat zu diesem Zwecke auch stereoskopische Apparate kon- 
struiert. 
An Stelle der Beleuchtung von auBen tritt aber oft innere Be- 
leuchtung, indem gleichzeitig mit den optischen Apparaten ein 
kleines Glühlämpchen zur Beleuchtung des betreffenden Innen- 
raumes eingeführt wird. Hier ist die Berechnung des optischen Teiles 
der Apparate meist sehr schwer und die Konstruktion ist natürlich dem 
jeweiligen Zwecke entsprechend, z. B. für Laryngoskopie oder Rhinoskopie 
der hinteren Nasenhöhle, für Gastroskopie usw., verschieden. Wir wollen 
an einem Typus solcher Instrumente, dem Kystoskope (xvoru = Harn- 
blase) — auch Zystoskop genannt —, zeigen, worauf es hier optisch 
ankommt. 
362. Durch das in der Harnrôhre steckende Kystoskop wird das Blaseninnere be- 
trachtet. Die optische Eigenheit dieses Instrumentes besteht darin, 1. daB die Róhre einen 
sehr kleinen Querschnitt und eine sehr groDe Länge haben muß, 2. daß man um die Ecke 
zu sehen hat. 
  
  
/ Bi Ok 
— — = M 
D, 
  
Fig. 285. 
ad 1. Nitze gebrauchte hier zuerst eine Art Keplersches Fernrohr (Fig. 285). Die Ob- 
jektivlinse Ob liefert vom Objekt BD (Blasenwand) ein verkehrtes, verkleinertes, reelles 
Bild D'B', eine Umkehrlinse U kehrt das Bild nach B,D, (reell) um, welches dann inner- 
halb der Fokalebene der Beobachtungslupe OK liegt. Schon der oberflàchliche Anblick 
dieser langen Róhre (in Fig. 285 zweimal unterbrochen gezeichnet, weil sie zu lang ist) er- 
gibt, daB hier nur ein sehr schmales Lichtbündelausnützbar ist. 
Bei modernen Instrumenten (Fig.289) nimmt man mehrere Umkehrlinsen, wo- 
durch die divergierenden Lichtbündel gleichsam immer wieder zusammen- 
gehalten werden; so erreicht man trotz der Schmalheit des Instrumentes verhältnis- 
mäßig helle Bilder und großes Gesichtsfeld. 
ad 2. Vor dem Objektiv Ob (Fig. 289) ist ein kleines total reflektierendes Prisma an- 
gebracht, um den Blasengrund oder 
(bei Drehung des ganzen Instrumen- 
tes um die Längsachse) die seitlichen 
und oberen Blasenwände sehen zu 
können. Ein gewöhnliches Prisma 
wirkt aber wie ein Spiegel umkeh- 
rend oder seitenverkehrend. Sieht 
Fig. 288. man durch einen um 45° geneigten 
  
  
   
     
    
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
    
   
   
    
     
    
   
  
  
   
    
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
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