Full text: Lechers Lehrbuch der Physik für Mediziner, Biologen und Psychologen

   
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Zentralbewegung 33 
  
wirksam. Nur durch eine stets gegen den Mittelpunkt hin gerichtete Kraft 
kann die Kreisbewegung der Masse m erzeugt werden. 
Wird daher z. B. eine horizontale glatte Scheibe in Rotation versetzt, 
so muß man auf einen auf dieser Scheibe liegenden Körper eine solche 
Zentripetalkraft wirken lassen, um ihn zur Teilnahme an der Rotation, 
d. h. zur relativen Ruhe gegen die rotierende Scheibe, zu zwingen. Für 
einen mitrotierenden Beobachter, der also eine Zentripetalkraft braucht, 
um den Körper in Ruhe zu halten, wirkt daher während der Rotation 
scheinbar eine Zentrifugalkraft oder Fliehkraft von der Größe auf 
alle mitrotierenden Massen. 
Jede beliebige krummlinige Bahn kann man in einzelne kleine Kreis- 
strecken zerlegen. 
Durch die Zentrifugalkraft wird ein Läufer, Reiter, Fahrzeug usw. 
beim Nehmen einer Kurve nach außen gedrückt, und zwar um so mehr, 
je größer das Geschwindigkeitsquadrat und je gekrümmter die Kurve ist. 
Infolge dieser Tatsache neigt sich ein Làufer, Reiter oder Radfahrer so 
nach innen, daß er in die Richtung einer Resultierenden kommt, welche 
die vertikale Schwerkraft und die horizontale Fliehkraft zu Kompo- 
nenten hat. Eisenbahnschienen werden an der äußeren Kurvenseite 
überhöht, Rennbahnen nicht horizontal, sondern geneigt gebaut usw. Bei 
rasch rotierenden Maschinenteilen, Schwungrädern, Dynamoankern usw. 
muß die gewaltige Zentrifugalkraft stets in Rechnung gezogen werden. 
44. Wenn in einer Flüssigkeit feste kleine Körperchen suspendiert sind, 
so fallen diese infolge der großen Flüssigkeitsreibung meist nur sehr lang- 
sam zu Boden. Rotiert man ^ 
aber das Ganze rasch auf éiner 0 
Zentrifuge, so wirkt die Zentri- 
fugalkraft viel energischerals die i 
Schwerkraft. Solche Zentrifugen 
werden in der Zucker- und Textil- 
industrie (zu physikalisch-chemi- 
schen Trennungen), im Molkerei- 
betriebe (zur Trennung von 
Rahm und V ollmilch), in der V 
Papier- und Stärkefabrikation Fig. 39. 
usw. häufig verwendet. Fig.39 stellt das Modell einer Zentrifuge dar, 
wie sie in der physiologischen Chemie und experimentellen Pathologie usw. 
vielfach Anwendung findet, z. B. zur Trennung der Blutkórperchen vom 
serum u. dgl. // sind Eprouvetten für diese Flüssigkeiten, welche sich 
beim raschen Rotieren mittels elektrischen Antriebes um die Achse OO 
fast horizontal in die punktierte Lage stellen. Da die Zentrifugalkraft ce- 
teris paribus dem Geschwindigkeitsquadrat proportional ist, muf bei An- 
    
  
  
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