macht nicht halt bei einzelnen Persönlichkeiten; auch der tätig-
ste und erfolgreichste Forscher muß schließlich einmal die von
ihm begonnene Arbeit den Jüngeren zur Weiterführung über-
geben, und jeder unter diesen hat die Pflicht, im Rahmen der
ihm verliehenen Krifte an diesem Werk mitzuarbeiten.
So möchte auch ich heute den Versuch wagen, die Entwick-
lung des physikalischen Weltbildes seit jener Zeit zu schildern,
wenn ich mir auch deutlich bewußt bin, daß meine Darstellung
noch weit weniger Anspruch auf Vollständigkeit und Abrun-
dung erheben kann als damals vor zwanzig Jahren. Aber ich
darf mich wohl einigermaßen mit dem Gedanken trösten, daß
die Aufgabe seitdem ungleich schwieriger geworden ist. Denn
es sind inzwischen Probleme aufgetaucht, die tiefer in unser
ganzes physikalisches Denken eingreifen, als man es vielleicht
jemals für möglich hielt. Deshalb scheint es mir geboten, zu
Beginn meiner Darlegungen im Interesse der Deutlichkeit etwas
weiter auszuholen, selbst auf die Gefahr hin, daß ich längst
Bekanntes unnötigerweise vorbringe, und dafür freilich später
auf manche Einzelheiten zu verzichten, welche an sich einer
Schilderung wohl wert wären, da ich sonst besorgen müßte, Ihre
Zeit und Aufmerksamkeit gar zu lange in Anspruch zu nehmen.
In jedem Falle werde ich Ihnen für eine kritische Beurteilung
meiner Ausführungen dankbar sein. DaB man die schärfste sach-
liche Kritik mit echt persönlichem Wohlwollen verbinden kann,
dafür hat uns ja Lorentz selber ein leuchtendes Beispiel gegeben.
II
Der Aufbau der physikalischen Wissenschaft vollzieht sich
auf der Grundlage von Messungen, und da jede Messung mit
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