bedeutendere Kräfte und Geschwindigkeiten verfügen als noch
vor einem Menschenalter, das kann auch der ärgste Skeptiker
nicht in Abrede stellen, und ebensowenig läßt sich bezweifeln,
daß dieser Fortschritt eine bleibende Vermehrung unserer Er-
kenntnis bedeutet, die nicht etwa in einer späteren Zeit als Irr-
weg bezeichnet und wieder negiert werden wird.
Zweitens ist es aber höchst bemerkenswert, daß, obwohl der
Anstoß zu jeder Verbesserung und Vereinfachung des physika-
lischen Weltbildes immer durch neuartige Beobachtungen, also
durch Vorgänge in der Sinnenwelt, geliefert wird, dennoch das
physikalische Weltbild sich in seiner Struktur immer weiter von
der Sinnenwelt entfernt, daß es seinen anschaulichen, ursprüng-
lich ganz anthropomorph gefärbten Charakter immer mehr ein-
büßt, daß die Sinnesempfindungen in steigendem Maße aus ihm
ausgeschaltet werden — man denke nur an die physikalische
Optik, in der vom menschlichen Auge gar nicht mehr die Rede
ist — daß damit sein Wesen sich immer weiter ins Abstrakte
verliert, wobei rein formale mathematische Operationen eine
stets bedeutendere Rolle spielen und Qualitätsunterschiede
immer mehr auf Quantitätsunterschiede zurückgeführt werden.
Hält man diese zweite Tatsache mit der vorgenannten ersten,
der stetigen Vervollkommnung des physikalischen Weltbildes
hinsichtlich seiner Bedeutung für die Sinnenwelt, zusammen,
so ergibt sich für diese auffallende und auf den ersten Anblick
geradezu paradox anmutende Erscheinung nach meiner Mei-
nung nur die eine vernünftige Deutung, daß die mit der fort-
schreitenden Vervollkommnung zugleich fortschreitende Ab-
kehr des physikalischen Weltbildes von der Sinnenwelt nichts |
anderes bedeutet als eine fortschreitende Annäherung an die
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