- Auch die Huygenssche Undulationstheorie hat nach der
P elektromagnetischen Anschauung ihren wesentlichen Inhalt
- unverändert bewahrt, welcher besagt, daß eine jede Störung
- sich vom Erregungszentrum aus nach allen Richtungen in
n konzentrischen Kugelwellen ausbreitet. Nur ist das, was sich *
t ausbreitet, nicht mehr mechanische, sondern elektromagne- /
- tische Energie, da an die Stelle der periodischen Ather- :
- schwingungen die hin und her schwankende elektrische und
] magnetische Feldstärke tritt.
1 ' Von dem so gewonnenen hóheren Standpunkt aus ge-
1 währt uns die Lehre vom Licht, oder, wie man jetzt häufig
r deutlicher sagt, die Lehre von der strahlenden Energie, das Bild
- eines ebenso festgefügten wie einheitlichen und abgeschlosse- |
r nen Riesenbaues, in welchem alle äußerlich so gänzlich ver- |
> schiedenartigen elektromagnetischen Schwingungen wohl ge- |
r ordnet nebeneinander Platz finden und alle von den näm-
lichen Gesetzen der Fortpflanzung, der Huygensschen /
- Wellentheorie gemäß, regiert werden, auf der einen Seite die,
- : kilometerlangen Hertzschen Wellen, auf der anderen die’
t harten Gammastrahlen, von denen Milliarden Wellen auf ein
r einziges Zentimeter gehen. Das menschliche Auge erscheint
3 dabei ganz ausgeschaltet, es tritt nur als ein zufélliges, aller-
- dings sehr empfindliches, aber doch recht beschränktes
. Reagenzmittel auf; denn es empfindet nur Strahlen innerhalb
: eines kleinen Spektralbezirks von kaum Oktavenbreite. Für
1 das übrige Spektrum treten an die Stelle des Auges andere |
Empfangs- und Meßapparate, die den verschiedenen Wellen-
längen angepaßt sind, wie der Wellendetektor, das Thermo-
element, das Bolometer, das Radiometer, die photographische |
> ' Platte, die Ionisierungszelle. So hat sich in der Optik die |
Trennung des physikalischen Grundbegriffs von der spezi-
fischen Sinnesempfindung in ganz derselben Weise voll-
zogen wie in der Mechanik, wo der Begriff der Kraft schon