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sprechung hier zur Zeit noch entziehen, so wird es andererseits
gerade im Sinne der Bestrebungen unserer Gesellschaft liegen,
welche ja ihre vornehmste Aufgabe in der Gründung und Er-
haltung naturwissenschaftlicher Forschungsinstitute erblickt,
wenn in ihren Tagungen die alte Wahrheit auch äußerlich
Würdigung findet, daß, wie auf allen Arbeitsgebieten, so
auch in demjenigen, welches den. Naturkräften gewidmet ist,
dem Anwenden das Erkennen vorausgehen muf, und je
feiner die Einzelheiten sind, in die wir der Natur auf irgend-
einem Pfade folgen kónnen, um so reicher und nachhaltiger
wird sich auch der Gewinn erweisen, den wir aus unserer Er-
kenntnis zu ziehen vermógen.
In dieser Hinsicht ist unter allen Gebieten der Physik
ohne Zweifel die Optik dasjenige, in welchem die Forschungs-
arbeit am tiefsten vorgedrungen ist, und so móchte ich jetzt
von dem Wesen des Lichts zu Ihnen reden, anknüpfend
an vieles, was ohne Zweifel einem jeden von Ihnen seit langem
geläufig ist, aber auch Ausschau haltend auf neuere Probleme,
welche auf diesem Gebiete gegenwärtig der Erledigung
harren.
Die erste Aufgabe der physikalischen Optik, die Vorbe-
dingung für die Móglichkeit einer rein physikalischen Theorie
des Lichtes, ist die Zerlegung des ganzen Komplexes von Vor-
gangen, die mit einer Lichtwahrnehmung verbunden sind, in
einen objektiven und einen subjektiven Teil. Der erstere be-
zieht sich auf diejenigen Vorgänge, welche außerhalb und
unabhängig von dem empfindenden Organ, dem sehenden
Auge, verlaufen — diese, die sogenannten Lichtstrahlen,
sind es, welche die Domäne der physikalischen Forschung
bilden —, der zweite Teil umfaßt die inneren Vorgänge, vom
Auge bis zum Gehirn, deren Untersuchung auch in die Phy-
siologie und sogar in die Psychologie hineinführt. Daß eine
scharfe Trennung des objektiven Lichtstrahls von der sinn-