Full text: Das Wesen des Lichts

  
CURA 4 — 
sprechung hier zur Zeit noch entziehen, so wird es andererseits 
gerade im Sinne der Bestrebungen unserer Gesellschaft liegen, 
welche ja ihre vornehmste Aufgabe in der Gründung und Er- 
haltung naturwissenschaftlicher Forschungsinstitute erblickt, 
wenn in ihren Tagungen die alte Wahrheit auch äußerlich 
Würdigung findet, daß, wie auf allen Arbeitsgebieten, so 
auch in demjenigen, welches den. Naturkräften gewidmet ist, 
dem Anwenden das Erkennen vorausgehen muf, und je 
feiner die Einzelheiten sind, in die wir der Natur auf irgend- 
einem Pfade folgen kónnen, um so reicher und nachhaltiger 
wird sich auch der Gewinn erweisen, den wir aus unserer Er- 
kenntnis zu ziehen vermógen. 
In dieser Hinsicht ist unter allen Gebieten der Physik 
ohne Zweifel die Optik dasjenige, in welchem die Forschungs- 
arbeit am tiefsten vorgedrungen ist, und so móchte ich jetzt 
von dem Wesen des Lichts zu Ihnen reden, anknüpfend 
an vieles, was ohne Zweifel einem jeden von Ihnen seit langem 
geläufig ist, aber auch Ausschau haltend auf neuere Probleme, 
welche auf diesem Gebiete gegenwärtig der Erledigung 
harren. 
Die erste Aufgabe der physikalischen Optik, die Vorbe- 
dingung für die Móglichkeit einer rein physikalischen Theorie 
des Lichtes, ist die Zerlegung des ganzen Komplexes von Vor- 
gangen, die mit einer Lichtwahrnehmung verbunden sind, in 
einen objektiven und einen subjektiven Teil. Der erstere be- 
zieht sich auf diejenigen Vorgänge, welche außerhalb und 
unabhängig von dem empfindenden Organ, dem sehenden 
Auge, verlaufen — diese, die sogenannten Lichtstrahlen, 
sind es, welche die Domäne der physikalischen Forschung 
bilden —, der zweite Teil umfaßt die inneren Vorgänge, vom 
Auge bis zum Gehirn, deren Untersuchung auch in die Phy- 
siologie und sogar in die Psychologie hineinführt. Daß eine 
scharfe Trennung des objektiven Lichtstrahls von der sinn-
	        
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