Full text: Vorlesungen über Thermodynamik

  
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Beweis 103 
daher passend als das Prinzip der Vermehrung der En- 
tropie bezeichnen.! Man kann diesem Prinzip in speziellen 
Fällen noch andere Formen geben, welche für die praktische 
Anwendung gewisse Vorzüge besitzen, besonders für isotherme 
und isobare Prozesse. Wir werden diese Formen im nächsten 
Kapitel kennen lernen. Doch ist hier ausdrücklich zu betonen, 
daB die hier gegebene Form unter allen die einzige ist, welche 
sich ohne jede Beschrünkung für jeden beliebigen endlichen 
Prozeß aussprechen läßt, und daß es daher für die Irreversi- 
bilität eines Prozesses kein anderes allgemeines Maß gibt als 
den Betrag der eingetretenen Vermehrung der Entropie. Jede 
andere Form des zweiten Hauptsatzes ist entweder nur auf 
unendlich kleine Zustandsänderungen anwendbar, oder sie setzt, 
auf endliche Zustandsänderungen ausgedehnt, eine spezielle 
äußere Bedingung voraus, unter welcher der Prozeß verläuft. 
Näheres hierüber unten & 140 ff. 
Die Bedeutung des zweiten Hauptsatzes ist häufig in einer 
„Zerstreuung der Energie“ gesucht worden. Indes stellt diese 
Bezeichnung, welche an den irreversibeln Vorgang der Wärme- 
leitung und -strahlung anknüpft, die Sache nur von einer Seite 
dar. Es gibt irreversible Prozesse, deren Endzustand genau 
dieselben. einzelnen Energieformen aufweist wie der Anfangs- 
zustand, so z. B. die Diffusion zweier idealer Gase (8 238), oder 
die weitere Verdünnung einer sehr verdünnten Lósung. Ein 
solcher ProzeB ist von keinem merklichen Wármeübergang, keiner 
àuDeren Arbeit, überhaupt keinem merklichen Umsatz an Energie 
begleitet,? er geht nur deshalb vor sich, weil ihm eine merk- 
liche Vermehrung der Entropie entspricht.? Ebensowenig wie 
! Daf der erste Hauptsatz durch eine Gleichung, der zweite aber nur 
dureh eine Ungleichung ausgedrückt wird, rührt natürlich daher, daB der 
Satz von der Unmöglichkeit des perpetuum mobile erster Art auch um- 
kehrbar ist, d. h. Arbeit läßt sich weder absolut schaffen noch absolut ver- 
nichten, während dagegen der Satz von der Unmüglichkeit des perpetuum 
mobile zweiter Art keine Umkehrung zuläßt, da es sehr wohl möglich ist, 
eine Maschine zu konstruieren, welche weiter nichts bewirkt als Ver- 
brauch von Arbeit und entsprechende Erwärmung eines Reservoirs. 
? Wenigstens wenn man bei der im $ 56 gegebenen Definition der 
Energie stehen bleibt und nicht ad hoc neue Energiearten einführt. 
3 In diesem Falle würde man also viel passender von einer Zer- 
streuung der Materie als von einer Zerstreuung der Energie reden. 
  
	        
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