Full text: Vorlesungen über Thermodynamik

  
  
  
  
104 Der zweite Hauptsatz der Wirmetheorie 
von einer zerstreuten Energie kann man im allgemeinen von 
einer „verlorenen Arbeit“ als einem bestimmten Maß der Irre- 
versibilität reden. Dies ist nur bei isothermen Prozessen mög- 
lich (8 143). 
$ 195. Oravsrus hat den ersten Hauptsatz der Wärme- 
theorie dahin zusammengefaBt, daB die Energie der Welt kon- 
stant bleibt, den zweiten dahin, daB die Entropie der Welt 
einem Maximum zustrebt. Mit Recht ist dagegen eingewendet 
worden, daB es keinen Sinn hat, schlechthin von der Energie 
oder der Entropie der Welt zu sprechen, weil eine derartige 
Größe gar nicht bestimmt zu definieren ist. Indessen füllt es 
nicht schwer, die Crausiusschen Sitze so zu. formulieren, daß 
sie sehr wohl einen Sinn ergeben, und dab dasjenige, was an 
ihnen charakteristisch ist, und was Cravsrus offenbar mit ihnen 
sagen wollte, deutlicher zum Ausdruck gelangt. 
Die Energie jedes Kórpersystems àndert sich nach Ma- 
gabe der Wirkungen, welche von außen her auf das System 
ausgeübt werden; nur bei Ausschluß aller äußeren Wirkungen 
bleibt sie konstant. Da nun streng genommen ein System stets 
äußeren Wirkungen unterliegt — denn eine absolute Absperrung 
ist in der Natur unmöglich —, so tritt im strengen Sinne unter 
Umständen wohl eine annähernde, aber nie eine absolute Kon- 
stanz der Energie eines endlichen Systems ein. Indessen: je 
räumlich ausgedehnter man das System wählt, um so mehr 
treten im allgemeinen die äußeren Wirkungen zurück gegen die 
Größe der Energie des Systems und der Änderungen ihrer 
einzelnen Teile (vgl. 8 66. Denn die äußeren Wirkungen sind 
von der Größenordnung der Oberfläche, die Energie des Systems 
aber ist von der Größenordnung des Volumens.! Bei sehr kleinen 
Systemen (Volumenelementen) ist es aus demselben Grunde ge- 
rade umgekehrt: hier überwiegen die äußeren Wirkungen derart, 
daß die Energie des Systems gegen jede einzelne äußere Wirkung 
vernachlässigt werden kann. Von diesem Satze macht man 
häufig Gebrauch, z. B. in der Theorie der Wärmeleitung bei der 
Aufstellung der Grenzbedingungen. 
In dem hier besprochenen Falle wird man also sagen 
können: Je räumlich ausgedehnter das System angenommen 
‘+ Dieser Satz gilt ganz allgemein für alle physikalischen Vorgänge, 
falls unvermittelte Fernewirkungen ausgeschlossen werden. 
  
     
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
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