Full text: Vorlesungen über Thermodynamik

  
  
  
  
218 Anwendungen auf spezielle Gleichgewichtszustände 
des Systems durch ihn vergrößert wird. Dagegen bietet sich 
dar als ein reversibler Prozeß, durch welchen die Zusammen- 
setzung der Mischung geändert wird, die Behandlung der Gas- 
mischung mittels einer semipermeabeln Wand, wie sie schon 
oben $ 229 eingeführt und begründet wurde. 
8 235. Damit ein mit einer semipermeabeln Wand aus- 
geführter Prozeß für den genannten Zweck nutzbar wird, muß 
man zuerst wissen, welcher Art das thermodynamische Gleich- 
gewicht ist, das auf beiden Seiten einer Wand besteht für eine 
Gasart, welche die Wand durchdringen kann; für jede andere 
Gasart besteht natürlich keine besondere Gleichgewichtsbedingung, 
da sich hierfür die Wand wie eine gewöhnliche verhält. 
Hier liefert nun die Erfahrung den einfachen Satz, daB 
jede Gasart, für welche eine Wand permeabel ist, sich dann 
auf beiden Seiten im Gleichgewicht befindet, wenn ihr Partial- 
druck (8 18) auf beiden Seiten gleich ist, ganz unabhängig von 
den übrigen auf beiden Seiten anwesenden Gasarten. Dieser 
Satz ist weder selbstverständlich noch notwendig bedingt durch 
das Vorhergehende, er leuchtet aber durch seine Einfachheit 
unmittelbar ein und hat sich auch in den allerdings wenig 
zahlreichen Fällen, die eine direkte Prüfung gestatten, überall 
bestätigt. 
Eine solche Prüfung, die zu einer augenfälligen Folgerung 
führt, läßt sich z. B. folgendermaBen anstellen. Glühendes Platin- 
blech ist permeabel für Wasserstoff, dagegen impermeabel für 
atmosphàrische Luft. Füllt man also ein GefáD, dessen Wandung 
an einer Stelle aus Platinblech besteht, mit reinem Wasserstoff, 
etwa unter Atmosphárendruck, und schlieDt es dann vollkommen 
ab, so muB, wenn das Platinblech ins Glühen gebracht wird, 
: der innen befindliche Wasserstoff in die duBere Luft, also ent- 
gegen dem Atmospháürendruck, hinausdiffundieren, und zwar 
offenbar so lange, bis er vollständig aus dem Gefäß entwichen 
ist. Da nun andrerseits die Luft nicht hineindringen kann, so 
wird schließlich das Gefäß gänzlich evakuiert sein.! 
! Diese Folgerung habe ich im Winter 1882/83 im physikalischen 
Institut der Universität München experimentell geprüft und, soweit es die 
unvermeidlichen Abweichungen von den idealen Voraussetzungen erwarten 
ließen, bestätigt gefunden. Da über diesen Versuch bisher nichts ver- 
öffentlicht wurde, so mag eine kurze Beschreibung hier Platz finden. Ein 
   
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
   
  
  
  
    
se 
vo
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.