30 Grundtatsachen und Definitionen
chemische Natur des Gases erhalten, also die Moleküle auch
bei veränderter Temperatur und verändertem Druck dieselben,
sie unterliegen nur einer komplizierteren Zustandsgleichung als
der Bovrg-Gar-LussaAcschen, z. B. der va DER WAaLsschen
oder der CrnAusrUsschen. Wesentlich davon verschieden ist aber
die andere Auffassung, nach welcher ein Gas, das Abweichungen
von den Gesetzen idealer Gase zeigt, nichts anderes ist als eine
Mischung mehrerer verschiedener Molekülarten (bei Untersalpeter-
säure N,O, und NO,, bei Phosphorpentaehlorid PCl,, PCl, und
CL) deren Volumen in jedem Augenblick genau den durch die
Gesamtzahl der Moleküle für eine Mischung idealer Gase nach
Gleichung (16) bestimmten Wert besitzt und sich bei einer
Änderung der Temperatur und des Druckes nur deshalb nicht
wie bei einem idealen Gase ändert, weil durch gleichzeitige
chemische Umsetzungen die verschiedenartigen Moleküle zum
Teil ineinander übergehen und dadurch ihre Gesamtzahl stetig
ändern. Diese Anschauung hat, sich bisher am fruchtbarsten in
allen den Fällen erwiesen, wo es sich um bedeutende Änderungen
der Dichten handelt, um die sogenannten abnormen Dampf-
dichten, und dies namentlich dann, wenn die spezifische Dichte
des Dampfes jenseits eines gewissen Temperatur- oder Druck-
intervalls wieder konstant wird. Dann ist nämlich die chemische
Umsetzung vollständig geworden und die Moleküle verändern
sich nicht mehr. So z. B.'verhält sich Bromwasserstoffamylen
sowohl unterhalb 160° als auch oberhalb 360° wie ein ideales
Gas, doch im letzteren Zustand mit halber Dichte, entsprechend
einer Verdoppelung der Molekülzahl:
CH, Br=0CH + HBr.
Sind aber die Abweichungen von den Gesetzen idealer Gase
unbedeutend, so schiebt man sie gewöhnlich auf physikalische
Ursachen, wie bei Wasserdampf und Kohlensäure, und faßt sie
als Vorboten der Kondensation auf. Eine prinzipielle Trennung
der chemischen von den physikalischen Einflüssen und damit
eine Vervollständigung der Definition des Molekulargewichts für
alle variablen Dampfdichten läßt sich zurzeit praktisch noch
nicht durchführen; so kónnte man die Zunahme der spezifischen
Dichte, welche viele Dàmpfe in der Nàhe ihres Kondensations-
punktes zeigen, ebensowohl chemischen Vorgángen zuschreiben,
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