Full text: Vorlesungen über Thermodynamik

  
50 Der erste Hauptsatx der Wärmetheorie 
klein nehmen wie man irgend will, namentlich auch beliebig 
klein gegen die übrigen Größen, welche im Zustand des be- 
trachteten Systems eine Rolle spielen. So kann man ein Gas 
beliebig langsam um einen beliebig großen Bruchteil seines 
Volumens komprimieren, indem man den äußeren Druck in 
jedem Augenblick nur um ein äußerst Geringes größer macht 
als den Druck des Gases, und man begeht, wenn es sich um 
die Größe des äußeren Druckes handelt, z. B. bei Berechnung 
der zu einer bestimmten endlichen Kompression aufgewendeten 
Arbeit, nur einen. sehr kleinen Fehler, wenn man statt des 
äußeren Druckes den Druck des Gases setzt. Beim Übergang 
zur Grenze verschwindet auch dieser kleine Fehler, d. h. bei 
,unendlich langsamer* Kompression wird das so gewonnene 
Resultat strenge richtig. 
Das Gesagte gilt sowohl für eine Kompression bei kon- 
stantem, als auch für eine solche bei verànderlichem Druck. 
Im letzteren Falle muß man dem äußeren Druck, etwa durch 
Hinzufügung oder Fortnahme kleiner Gewichtsstücke, in jedem 
Augenblick gerade die erforderliche Größe erteilen. Dies kann 
durch manuelle Eingriffe (Beiseiteschieben der Gewichtsstücke 
in horizontaler Richtung) oder durch eine besondere Regulierungs- 
vorrichtung geschehen, welche nur auslösend wirkt und daher 
ohne Arbeitsleistung funktioniert. 
8 72. Ebenso wie bei der äußeren Arbeit ist es mit der 
Zuleitung oder Ableitung von Wärme. Wenn es sich nur um den 
Betrag der Wärmemenge handelt, welche das System aus der Um- 
gebung empfangen oder dahin abgegeben hat, ohne daß dabei die 
Zeit eine Rolle spielt, so genügt es, die Temperatur der verwen- 
deten Wärmequelle um einen beliebig kleinen Wert größer oder 
kleiner als die Temperatur des Systems anzunehmen, je nach- 
dem die Wärme zu- oder abgeleitet werden soll. Dieser kleine 
Überschuß bestimmt lediglich die Richtung des Prozesses, seine 
Größe kommt aber nicht in Betracht gegen die ganze durch 
den Prozeß schließlich. herbeigeführte Veränderung des Systems. 
Daher spricht man, wie von der Kompression eines Gases durch 
einen äußeren Druck, der dem Druck des Gases gleich ist, so 
auch von dem Wärmeübergang von einem Körper zu einem 
anderen von der nämlichen Temperatur, und antizipiert damit 
nur das Resultat, das sich aus dem Grenzübergang von einer 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.