80 Der xweite Hauptsatx der Wärmetheorie.
es bleibt immer eine gewisse Willkür darin bestehen, wie man
die Bedingungen der einzelnen Verwandlungen ausdrückt, und
diese Willkür läßt sich durch keine allgemeine Festsetzung ein-
deutig beseitigen.
So findet man auch heute noch manchmal den zweiten Haupt-
satz dahin charakterisiert, daß die Verwandlung von Arbeit in
Wärme vollständig, die von Wärme in Arbeit dagegen nur un-
vollständig stattfinden könne, in der Weise, daß jedesmal, wenn
ein Quantum Wärme in Arbeit verwandelt wird, zugleich notwen-
digerweise ein anderes Quantum Wärme eine entsprechende, als
Kompensation dienende Verwandlung, z. B. Übergang von höherer
in tiefere Temperatur, durchmachen müsse. Dieser Ausspruch
ist in gewissen ganz speziellen Fällen richtig; ganz allgemein
genommen trifft er aber durchaus nicht das Wesen der Sache, wie
der Deutlichkeit halber an einem einfachen Beispiel gezeigt
werden soll. Eine der allerwichtigsten mit der Entdeckung des
Energieprinzips verknüpften Errungenschaften für die Wärme-
theorie ist der in der Gleichung (19) (8 10) ausgesprochene Satz,
dab die gesamte innere Energie eines idealen Gases lediglich
von der Temperatur abhängt und nicht vom Volumen. LàBt
man nun ein ideales Gas sich unter Arbeitsleistung ausdehnen,
und verhindert man die Abkühlung des Gases durch gleichzeitige
Zuleitung von Wärme aus einem Wärmebehälter von höherer
Temperatur, so behält‘ das Gas mit seiner Temperatur zugleich
auch seine Energie unverändert bei, und man kann sagen, daß
die vom Reservoir abgegebene Wärme. vollständig in Arbeit
verwandelt wird, ohne daß sonst irgendwo ein Energieumsatz
stattfindet. Gegen diesen Ausspruch läßt sich nicht das min-
deste Tats&chliche einwenden. Nur durch einé veründerte Be-
trachtungsweise, die aber nicht den physikalischen Tatbestand,
sondern nur die Auffassung desselben modifiziert, also auch durch
Tatsachen weder gestützt noch widerlegt werden kann, läßt
sich der Satz von der „unvollständigen Verwandelbarkeit der
Wärme in Arbeit“ aufrecht erhalten, nämlich mit Hilfe der
Kinführung neuer, nur ad hoc ersonnener Energiearten, indem
man die Energie des Gases in mehrere Teile zerlegt, die dann
einzeln auch vom Volumen abhängen können. Diese Zerlegung
muß aber für verschiedene Fälle in verschiedener Weise vor-
genommen werden, z. B. für isotherme Prozesse anders als
z
gd A= kF FE