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Einleitung
wieder entfernen und dafür die entsprechende Arbeit gewinnen
könnte, ohne anderweitige Veränderungen, was wiederum auf
das in 8 109 als unausführbar bezeichnete Problem hinauskommt.
Weitere Beispiele von Prozessen, an die sich ganz dieselben
Betrachtungen knüpfen lassen, wären die Diffusion, das Gefrieren
unterkühlter Flüssigkeit, die Kondensation übersättigten Dampfes,
jeder explosive Vorgang, überhaupt jeder Übergang eines Systems
in einen stabileren Zustand.
§ 112. Definition. Ein ProzeB, der auf keine einzige Weise
vollständig rückgängig gemacht werden kann, heißt „irreversibel‘“,
alle anderen Prozesse „reversibel“. Damit ein Prozeß irrever-
sibel ist, genügt es also nicht, daß er sich nicht von selbst um-
kehrt — das ist auch bei vielen mechanischen Prozessen der
Fall, die nieht irreversibel sind (vgl. 8 113) —, sondern es
wird erfordert, daß es selbst mit Anwendung sämtlicher in
der Natur vorhandenen Reagentien kein Mittel gibt, um, wenn
der ProzeB abgelaufen ist, allenthalben genau den Anfangs-
zustand wiederherzustellen, d. h. die gesamte Natur in den Zu-
stand zurückzubringen, den sie am Anfang des Prozesses besab.
Danach besagen die in den letzten Paragraphen besprochenen
Behauptungen, daß die Wärmeerzeugung durch Reibung, die
Ausdehnung eines Gases ohne äußere Arbeit und äußere Wärme,
die Wärmeleitung usw: irreversible Prozesse sind.!
$113. Gehen wir nun auf die Frage der tatsáchlichen
Existenz reversibler und irreversibler Prozesse etwas ein. Re-
versible Prozesse lassen sich, wenigstens in der Idee, unmittel-
bar in großer Anzahl angeben. So sind alle diejenigen Prozesse
1 Der Satz, daß die Wärmeleitung ein irreversibler Prozeß ist, deckt
sich genau mit dem von R. Crausius an die Spitze seiner Argumentation
gestellten Grundsatz: „Die Wärme kann nicht von selbst aus einem kálteren
in einen wärmeren Körper übergehen.“ Denn wie Crausrvs wiederholt und
ausführlich hervorgehoben hat, soll mit diesem Grundsatz keineswegs nur
gesagt sein, daß Wärme nicht direkt aus einem kälteren in einen wärmeren
Körper übergeht, — das ist selbstverständlich und schon durch die Defini-
tion der Temperatur bedingt, — sondern es soll ausgedrückt werden, daß
Wärme überhaupt auf keinerlei Weise, durch keinen irgendwie gearteten
Vorgang, aus einem kälteren in einen wärmeren Körper geschafft werden
kann, ohne daß anderweitige Änderungen („Kompensationen“) zurück bleiben.
Nur vermöge dieser weitergehenden. Bedeutung des Satzes ist es möglich,
aus ihm Schlüsse auf beliebige andere Naturvorgänge zu ziehen.
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