30 H. Helmholtz.
mit der Gleichung 1,
: dQ = 4.45,
so ergiebt sich, dass die gebundene Energie das mechanische
Aequivalent derjenigen Wärmemenge darstellt, die bei der
Temperatur 9 in den Kórper eingeführt werden müsste, um
den Werth S seiner Entropie hervorzubringen.
Zu bemerken ist, dass alle diese Werthe von U, $y, S nur
die Uebersehüsse derselben über die entsprechenden Werthe
des Normalzustandes darstellen, von dem man als Anfangs-
punkt bei der Berechnung derselben ausgegangen ist, da uns
noch die Thatsachen mangeln, um bis auf den absoluten Null-
punkt der Temperatur zurückgehen zu können.
Wir bedürfen schliesslich in diesem Gebiete noch eines
Ausdrucks, um das, was die theoretische Mechanik bisher als
lebendige Kraft oder actuelle Energie bezeichnet hat, deutlich
zu unterscheiden von den Arbeitsäquivalenten der Wärme, die
doch auch grösstentheils als lebendige Kraft unsichtbarer
Moleeularbewegungen aufzufassen sind. Ich möchte vorschlagen,
erstere als »die lebendige Kraft geordneter Bewegung «
zu bezeichnen. Geordnete Bewegung nenne ich eine
solche, bei welcher die Geschwindigkeitscomponenten der be-
wegten Massen als differenzirbare Funetionen der Raumeoordi-
naten [34] angesehen werden kónnen. Ungeordnete Be-
wegung dagegen würe eine solche, bei weleher die Bewegung
jedes einzelnen 'Theilehens keinerlei Art von Aehnliehkeit mit
der seiner Nachbarn zu haben brauchte. Wir haben allen
Grund zu glauben, dass die Wärmebewegung von letzterer Art
ist, und man dürfte in diesem Sinne die Grösse der Entropie
als das Maass der Unordnung bezeichnen. Für unsere,
dem Molecularbau gegeniiber verhältnissmässig groben Hülfs-
mittel ist nur die geordnete Bewegung wieder in andere Arbeits-
formen frei verwandelbar. *)
$ 2.
Die Arbeitsleistungen ausgedrückt durch die freie
Energie.
Nachdem somit festgestellt ist, wie die Function $y zu
bilden, und wie aus ihr die beiden Funetionen U und S ab-
*! Ob eine solche Verwandlung den feinen Structuren der
lebenden organischen Gewebe gegenüber auch unmöglich sei, scheint
mir immer noch eine offene Frage zu sein, deren Wich tigkeit für
die Oekonomie der Natur in die Augen springt.