70 H. von Helmholtz.
Flüssigkeit und Elektrode geschlossen, und muss neu gebildet
werden.
Es kann daher der Anfang der Gasentwickelung von vielen
kleinen Zufälligkeiten an der Oberfläche der Elektrode ab-
hängen. Platinirtes Platin bildet leichter Blasen als glattes.
Auf die elektromotorische Gegenkraft des Voltameters, d. h.
auf die Grösse, die man gewöhnlich als Stärke der Polari-
sation zu bezeichnen pflegt, muss die Gasentwickelung einen
wesentlichen Einfluss haben, insofern die chemische Arbeit
nach dem oben gegebenen Theorem von der Gasbeladung der
letzten Flüssigkeitsschichten abhängt, und diese durch die Ent-
wickelung der Gasblasen herabgesetzt wird. Darin könnte
auch die Erklärung für die verschiedene elektromotorische
Kraft der galvanischen Elemente mit einer Flüssigkeit liegen,
in denen sich Wasserstoff an verschiedenen Metallen entwickelt.
Wo die Blasen sich schwer bilden, wird sich der Wasserstoff
in einer mit diesem Gase stärker gesättigten Flüssigkeit aus-
scheiden müssen, was mehr freie Energie verlangt. Dies
könnte an den unedlen Metallen im Gegensatz zum Platin der
Fall sein, und ihr abweichendes Verhalten erklären. Diese
Umstände erschweren nun auch in hohem Grade die Messung
der elektromotorischen Kräfte, welche im gegebenen Falle
nöthig sind, um eine andauernde Gasentwickelung einzuleiten,
und zwar ist das Hinderniss für die Blasenbildung verhältniss-
mässig grösser in den Fällen, wo die Flüssigkeit geringere
Gasmengen enthält, weil aus diesen schwerer die Gasmenge
an einem Punkte zu sammeln sein wird, welche nöthig ist,
um den bei gleicher Grösse der Gasblasen gleich bleibenden
Druck der capillaren Fläche im Gleichgewicht zu halten.
Hierzu wird bei gleich grossen Blasen immer dieselbe Menge
Gas herbeigeschafft werden müssen, während die Menge, welche
den Druck der über der Flüssigkeit‘ stehenden Atmosphäre
trägt, diesem Drucke proportional ist, so dass in demselben
Maasse mehr Gas zur Füllung der Blase verlangt wird, als die
Flüssigkeit mehr davon enthält.
In der That fand ich, dass bei möglichst vollständiger
Entfernung des Gases über der Flüssigkeit Blasen sich bei
geringerer elektromotorischer Kraft entwickelten, als wenn
der Druck des Knallgases über der Flüssigkeit 4 oder j At-
mosphüre betrug. Aber die Unterschiede waren nicht so gross,
als naeh der Theorie zu erwarten wäre. Ich [664] habe Bla-
senbildung bei 1,5877 Volts gesehen, wenn bloss der Dampf-