Aufgabe der physikalischen Wissenschaft die Aufdeckung
der gesetzmäßigen Beziehungen zwischen den realen Vor-
gängen in der Natur betrachtet, so gehört die Kausalität
mit zum Wesen der Physik, und ihre grundsätzliche Aus-
schaltung muß zum mindesten als stark bedenklich
empfunden werden.
Vor allem ist zu bemerken, daß die Gültigkeit statı-
stischer Gesetzmäßigkeiten mit dem Walten einer strengen
Kausalität sehr wohl verträglich ist. Schon die klassische
Physik enthàlt zahlreiche Beispiele dafür. Wenn z. B.
der Druck eines Gases auf die umschlieDende Gefáb wand
durch den unregelmäßigen Anprall der zahlreichen nach
allen Richtungen durcheinanderfliegenden Gasmoleküle
seine Erklärung findet, so steht damit nicht in Wider-
spruch, daß der Stoß eines einzelnen Moleküls gegen die
Wand oder gegen ein anderes Molekül nach einem ganz
bestimmten Gesetz erfolgt und daher kausal vollkommen
determiniert ist. Nun mag man einwenden, daß strenge
Kausalität bei einem Vorgang erst dann als unwider-
leglich bewiesen erachtet werden kann, wenn man in der
Lage ist, den Verlauf des Vorganges genau voraus-
zusagen, daß aber niemand die Bewegung eines einzelnen
stoßenden Molekiils zu kontrollieren vermag. Dem-
gegenüber ist zu erwidern, daß ein wirkliches genaues
Voraussagen eines Vorganges in der Natur überhaupt in
keinem einzigen Falle möglich ist, und daß daher von
- einer unmittelbaren exakten experimentellen Prüfung der
Gültigkeit des Kausalgesetzes niemals die Rede sein kann.
Bei jeder noch so genauen Messung zeigen sich unvermeid-
liche Beobachtungsfehler. Deswegen wird aber doch so-
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