Full text: Deutsche Baumeister

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Stilanalyse aber steht die Unreinheit der Form im Wege. Fast immer 
muß die vom Wissen gespeiste Phantasie etwas abziehen oder hin- 
zufügen, damit eine richtige historische Vorstellung zustande kommt. 
Diese Phantasietätigkeit hat dann freilich auch ihren Reiz, 
Die Baumeister des romanischen Stils in Deutschland haben, frü- 
her als in Frankreich und Italien, die Überlieferungen der karolin- 
gischen Zeit weitergeführt und in etwas Bodenständiges verwandelt; 
sie haben den Eklektizismus des Beginns hinübergeführt in einen or- 
ganisch wachsenden Stil. Sie haben ihre Arbeit nicht programma- 
tisch und systematisch getan, sondern mit einer natürlichen Leben- 
digkeit, die viele Abwandlungen zuließ. 
Der romanische Sakralbau ist durchweg Steinbau. Das Grund- 
motiv lieferte die alte Basilika. Der reine Zentralbau blieb — anders 
als in Südfrankreich — ganz vereinzelt; doch wurde mit Erfolg in 
einigen Landschaften, vor allem am Rhein, eine Durchdringung von 
Zentralbau und Langbau versucht. Der romanische Basilikenbau 
nimmt, im Gegensatz zum frühchristlichen, den Außenbau so wich- 
tig wie den Innenbau. Er besteht aus einem zunächst flach gedeck- 
ten Langhaus mit gewölbter Chorapsis und aus zwei oder vier nied- 
rigeren und schmäleren Seitenschiffen, die auch ihrerseits zuweilen 
kleinere Chorapsiden haben; oder die in der Folge auch als Chor- 
umgang den Hauptchor umschreiten. Zwischen dem nach Osten 
orientierten Hauptchor und dem Langhaus liegt oft ein Querschiff; 
in der nachottonischen Zeit des hohen Mittelalters werden nicht 
selten ein Querschiff und ein Chor auch im Westbau angelegt. 
Dem Grundriß liegt oft die Form des Kreuzes zugrunde, wobei als 
Flächeneinheit das Quadrat der Vierung dient, des Raumteils, in 
dem Langschiff und Querschiff sich schneiden. Ein neues Motiv der 
romanischen Kirche ist, daß sie unter dem Hauptchor eine — stets 
gewölbte — Krypta für Märtyrerkult und Reliquienverehrung, eine 
Unterkirche anlegt. Dadurch wird der Fußboden des Chors erhöht, 
es werden zu ihm hinauf Treppen nötig und es ergibt sich eine Chor- 
bühne — „Hochaltar‘* —, die für den Raumeindruck um so wich- 
tiger ist, als auf Chor und Altar ja die Bewegung des Langschiffes 
hinzielt. Emporen mit zierlichen Säulenöffnungen und Arkaden mit 
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