Full text: Der Holzbau (8. Band)

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dem freistehenden Wohnhause zur grossen Zierde gereicht und die wir mit dem 
Namen „Freigebinde“ bezeichnen. 
Eine ganz eigentiimliche Art der Giebelaushildung fiir Fachwerkbauten 
zeigen die Fig. 99 und 100, die den englischen Holzbau kennzeichnen. Beeinflusst 
ist diese Bauweise durch amerikanische Vorbilder. Auch bei uns findet diese 
Art der Fachwerksbehandlung hier und da Nachahmung. Eigentiimlich ist ihr 
die Betonung der Ständerstellung und die Vermeidung aller für die Konstruktion 
entbehrlichen Hölzer, also aller jener Zierstreben und Riegelkreuze, die das 
rheinische und süddeutsche Fachwerkshaus so malerisch beleben. 
Fig. 99 nach „Academy Architekture“, Fig. 100 nach „The Building News“. 
  
b) Giebel mit vorgelegten Freigebinden.- 
Beim Holzbau sowohl als auch beim Massivbau werden in Verbindung mit 
steilen Dachformen zur Verzierung von Giebeln vorspringender Bauteile sogen. 
     
   
T A Freigebinde verwendet, die dem Gebàude zum Schutze gegen die Witterung und 
2 zugleich zur belebenden Zierde gereichen. Ihr Vorsprung bewegt sich zwischen 
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1 50 bis 100 cm. Bei grossem Dachüberstand muss dem massiven Giebel aussen 
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2 9 ein Wandsparrendreieck vorgelegt werden, das als einfaches Leergebinde behan- 
Ju delt wird, während das äusserste Sparrenpaar als Freigebinde allerhand Unter- 
7 stützungen und Versteifungen erforderlich macht. Ist der eigentliche Giebel aber 
7 in Fachwerk aufgeführt, so liegt das nàchste Sparrenpaar hinter dem Freigebinde 
i I > selbstverständlich auf der Giebelwand. Die Entfernung dieser beiden äussersten 
EZ Sparrendreiecke ist von der Einteilung der übrigen Dachsparren im Holzbau und 
LÉ im Massivbau ganz unabhängig; sie hängt eben nur von dem Vorsprunge des 
É Freigebindes ab. 
| : Ausnahmsweise streckt man auch wohl das Dach so weit heraus, dass 
mehrere Leergebinde zu seiner Konstruktion notwendig werden. In solchem 
Falle werden die Pfetten 1,50 bis 2 m herausgestreckt. Die beiden Fusspfetten 
unterstützt man dann am sichersten durch freistehende Sáulen mit Kopfbàndern. 
Zierformen am Freigebinde gibt man zunàchst den Pfettenkópfen, 
die ähnliche Profile wie die-Balkenkópfe erhalten, sodann den Kopfbändern, 
ebenso den Sparrenenden oder Sparrenkópfen. Dazu kommen ferner aller- 
hand Verspannungen und Versteifungen durch Hängesäulen, Spannriegel, 
gerade und gebogene Verstrebungen, Füllbretter und durchbrochene 
Füllungen. Auch die von unten sichtbare Verschalung wird meist mit Brettern 
ausgeführt, die angehobelte Profile aufweisen. 
Kine weitere Belebung erhält solch ein Freigebinde durch einen Krüppel- 
walm, wobei ein Rahmholz eingezogen werden muss (Fig. 132, 139, 141, 145 
‘ und Tafel 4 und 5). Oder es wird das rheinlindische Motiv der dreieckigen, 
sechs- oder achteckigen Nase der Giebelspitze vorgelegt, wie dies in Fig. 146 
bei Freigebinde und in Fig. 87 und Tafel 1 bei schlichtem Giebel dargestellt ist. 
  
  
  
In den Fig. 101 bis 112 sind Freigebinde fiir steile Dachformen und in 
den Spannweiten von 3,50 bis 11 m im Skelett wiedergegeben. Immer sehen 
wir dabei die Architektur des Freigebindes an ihrem Fussende unterstiitzt durch 
Je eine Pfette und ein dieser entsprechend angeordnetes Rahmholz, die heraus- 
gestreckt und durch Kopfbänder abgefangen sind. 
  
  
  
 
	        
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