John Ericsson. 89
eiſernen Rammſporn, der unter den hölzernen Schiffen der Nordstaaten
furchtbare Verheerungen anrichtete, der aber an einem mit Panzerplatte
versehenen Fahrzeuge machtlos abprallen sollte. Die Panzerung selbst war
damals ſchon mehrfach angewandt worden; primitive Vorläufer des moder-
nen Panzerschiffs laſſen ſich bis ins Mittelalter zurückverfolgen ~ später
ließ Napoleon III., nach Ausbruch des Krimkrieges, für den auch Ericsson
dem Kaiser ſeine Vorschläge unterbreitet hatte, durch Dupuy de Lôme 1854
fünf schwimmende Panzerbatterien erbauen, die ſich am 17. Oktober 1855
bei der Beſchießung der tauriſchen Festung Kinburn glänzend bewährten.
Es folgten in Frankreich Bauten von Panzerfregatten (Dupuy de Lômes
„Gloire" von 1859), und 1860, nachdem im Jahre zuvor auch England
ſein erſtes Panzerschiff geschaffen hatte, schlug der englische Kapitän Coles
vor, dieſe Schiffe mit einem kuppelartigen Panzerdrehturm zu versehen;
auch der „Merrimac" hatte, wie erwähnt, den Panzerſchut erhalten und
war gerade dadurch der Schrecken des Nordens geworden. So war also
Ericsſon nicht der Erste und nicht der Einzige, der damals an einem der
bedeutendsten Fortschritte der Kriegsmarine mitarbeitete. Und dennoch
knüpft ſich an ſeinen Namen der erste große, klaſſiſche Erfolg des neuen
Schiffstyps und vor allem die geniale praktische Verwertung und Durch-
bildung des Panzerturms.
Das Panzerturmſchiff, wie es Ericsson den bedrängten Nordstaaten
zu ſchaffen plante, war ein überaus merkwürdiges Fahrzeug, wie es bis
dahin noch niemals auf dem Meere geſchwommen war. Das Deck, das
ebenſo wie die Seitenwände gepanzert sein sollte, ragte nur 60980 em
über Wasser, um feindlichen Geschützen eine möglichst geringe Angriffs-
fläche zu bieten. Aus der Mitte des Deckes erhob ſich der gewaltige, dreh-
bare Panzerturm, der Geſchütze ſchwerſten Kalibers barg. Damit diese
ungehindert nach allen Seiten ihre Feuerſchlünde ſpielen laſſen konnten,
blieb das Fahrzeug ohne alle Masten, ſo daß es einem ſchwimmenden
Schiff, wie man es ſonsſt kennt, nur noch ſehr wenig ähnelte (vgl. die Ab-
bildung auf S. 91).
Am 29. Auguſt 1861 richtete Ericsſon an den Präsidenten Lincoln einen
Brief, worin er ihm Hilfe in der Not verſprach. Das Marinedepartement
der Nordstaaten, das damals einem gewissen Welles, einem ziemlich un-
fähigen Manne, unterstand, verfügte nicht entfernt über die Energie, Groß-
zügigkeit und Tatkraſt, wie sie die Marineverwaltung der Südſtaaten
besaß, die gleich bei Beginn des Krieges beſchloſſen hatte, ſich durch raſches
Handeln die alleinigen Vorteile des neuerfundenen Panzersſchiffbaues zu