Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

   
98 John Ericssſon. 
liebe kundgab. Man hat berechnet, daß er für wohltätige Zwecke aller Art, 
auch für Bittgeſuche, die oftmals und kaum je vergeblich an ihn gelangten, 
mehr Geld ausgab, als für seine eigenen Bedürfnisse. 
Im Jahr 1869 kam aus unbekanntem Anlaß plötzlich das Gerücht auf, 
John Ericsson ſei am 5. März desselben Jahres geſtorben. Es war eine jener 
nicht ſeltenen Falſchmeldungen, die angeblich dem Totgesagten noch ein 
langes Leben Jichern ſollen. Das bestätigte ſich auch in diesem Fall: Ericsson 
überlebte die falſche Meldung von seinem Tode noch um volle 20 Jahre. 
Das Gerücht war mit großer Bestimmtheit aufgetreten, und der Widerruf 
war offenbar nicht überall hingelangt: die Nachricht ging ſelbſt in manche 
literariſchen Werke über, die nicht, wie die Tagespresse, auch die unverbürgten 
Meldungen zu regiſtrieren brauchten, und ſo kam es, daß man auch in Europa 
vielfach John Ericsſon für längst geſtorben hielt, als er noch fröhlich und 
geſund (er bewahrte ſich bis in sein hohes Alter eine vortreffliche Körper- 
konſstitution) und unermüdlich arbeitend unter den Lebenden weilte. Denn 
auch nachdem er ſich 1870 von seiner geschäftlichen und beruflichen Tätig- 
keit zurückgezogen hatte, dachte er nicht daran, ſich mit seinen 67 Jahren 
„zur Ruhe zu setzen“, sondern unentwegt ging er weiter ſeinen Liebhabereien 
nach, und dieſe beſtanden für ihn ausschließlich in Tätigkeit und Arbeit; er 
kannte kaum andere Beſchäftigungen und Zerſtreuungen. Obwohl sein 
Vermögen ihm einen behaglichen Lebensabend gewährleisten konnte, zumal 
da er für keinen Erben Geld anzuſammeln brauchte (die Ehe seines gut- 
ſituierten Sohnes Hjalmar Elworth blieb kinderlos, und die Kinder seines 
Bruders lebten in leidlich guten Verhältnissen), widmete er sich auch im 
„Ruhestande“ unablässiger Arbeit, wie er es ſeit mehr als 50 Jahren ge- 
wohnt gewesen war, und ſelten soll er weniger als zwölf Stunden am 
Tag am Zeichentiſch oder bei seinen Maſschinenmodellen zugebracht haben. 
Die Frage, die ihn in den letzten zweieinhalb Jahrzehnten seines Lebens 
zumeist beſchäftigte, auf die er immer wieder und wieder, troß mancher 
Fehlſchläge und Enttäuſchungen, zurückkam, war die techniſche Ausnutzung 
der in den Sonnenstrahlen enthaltenen Energiemengen. Von 18701875 
baute er bereits ſieben verſchiedene Modelle von „Sonnenmotoren", ſpäter- 
hin erdachte er noch zwei andere. Es iſt nicht erforderlich, an dieſer Stelle 
auf deren Konstruktion und die Theorien, von denen Ericsſon ausging, 
einzugehen, denn Jie haben keine praktiſche Bedeutung erlangt, und von 
Fachleuten ſind Irrtümer, denen Ericsſons Anschauungen unterlagen, schon 
zu seinen Lebzeiten aufgedeckt worden, ohne daß er ſich eines Besseren 
belehren ließ. 
       
    
  
  
  
    
    
  
  
     
    
  
  
  
     
     
    
   
	        
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