134 Ferdinand von Lesseps.
Studium aller in Betracht kommenden techniſchen Fragen nach Innerqsien.
1877 befürwortete Leſſeps aufs eifrigſte das vom Kommandanten Roudaire
erdachte, ſpäter aber als unausführbar erkannte Projekt einer teilweiſen
Unterwasserſeßzung der Sahara. Als bald darauf der Belgierkönig Leopold II.
ſeinen langjährigen wirtschaftlichen Feldzug zur Ausbeutung JInnerafrikas
begann und zu diesem Zwecke zunächſt eine internationale Bewegung zur
Unterdrückung des Sklavenhandels ins Leben rief, übernahm Lessſeps die
Organisation dieſer Bewegung in Frankreich und die Leitung des fran-
zöſiſchen Komitees. Die Schaffung des franzöſiſchen Kongostaats war eine
unmittelbare Folge der von Lesseps geleiteten Bewegung. Andere groß-
artige Unternehmungen und Projekte, an denen Lesſeps beteiligt war, seien
übergangen, um ſogleich den letzten Riesſenplan dieses Gewaltigen zu er-
örtern, der ein Gegenstück zum Suezkanal auf der Westseite der Erdkugel
werden ſollte, und an deſſen Verwirklichung ſchließlich der Sonnenflug des
ſo reichgeſegneten Lebens zum Scheitern kam.
Schon seit dem 16. Jahrhundert, seit den Tagen Kaiser Karls V, war
hier und da der Plan erörtert worden, einen Kanal durch den mittel-
amerikaniſchen Iſthmus zu bauen, um zwischen dem Allantiſchen und
Stillen Ozean, die durch die riesenhafte Ausdehnung Amerikas faſt voll-
ständig voneinander abgeschloſſen ſind, irgendwo in der Nähe des Äquators
eine ſchiffbare Waſserſtraße herzustellen. Bald wurde die Landenge von
Panama, in der der Erdteil durch die beiden Ozeane auf eine Breitenaus-
dehnung von nur 70 km zuſammengeschnürt wird, für die Durchſtechung
des Isthmus in Aussicht genommen, bald der mexikaniſche Isthmus von
Tehuantepeec (vgl. die Biographie von Eads, S. 63 ff.), die Gegend des großen
Nicaragua-Sees (Nicaragua-Kanal) und zwei Stellen auf dem Isthmus
von Darien, in der Gegend des Golfs von Uraba. 1871 beschäftigte ſich
der Geographentag in Antwerpen, 1875 ein eigens zuſammengerufener
Kongreß in Paris mit der Möglichkeit der Schaffung eines Panamakanals,
deſſen Herſtellung nach dem großen Erfolge des Suezkanals nur um ſo
leichter möglich zu sein ſchien. 1876 wurde daher, unter Beteiligung von
Leſſeps, um die nötigen Vorarbeiten zu machen, in Paris die „Société civile
internationale du Canal interocéanique‘’ unter General Türr gegründet.
1878 wurde von der Republik Kolumbien die Konzeſſion zum Bau des Kanals
erworben. 1879 trat in Paris ein neuer internationaler Kongreß zuſammen,
um über den Plan des Panamakanals zu beraten, und Lesſſeps, der ſich bis
dahin an der ganzen Agitation aktiv verhältnismäßig nur wenig beteiligt hatte,
erhielt das Präsidium fast aufgenötigt. Der Kongreß erklärte das Projekt