142 Alfred Nobel.
ſchon als sechsjähriger Knabe aus einem Eisstück ein Brennglas geformt
und damit die Pfeife ſeines Vaters angezündet. Ein paar Jahre ſpäter
wurde er eines Tages wegen irgend eines kindlichen Vergehens in ein
Zimmer des oberen Stockwerks eingeſperrt. Aber da er hier einen alten
Regenſchirm und ein Knäuel Bindfaden fand, wußte er ſich aus ſeinem
Gefängnis zu befreien, indem er aus den gefundenen Gegenständen einen
Fallschirm formte, mit deſſen Hilfe er ſich durch eine Dachluke herabließ. In
der Schule vermochte er der lateiniſchen Sprache, die damals noch ungleich
mehr als heute gepflegt wurde, nur ſehr wenig Geschmack abzugewinnen;
um so mehr interessierte er ſich für techniſche Dinge, insbesondere für den
Schiffbau. Erst 14 Jahre alt, setzte er es durch, daß er auf eine große See-
reiſe geschickt wurde, die ihn bis nach Ägypten führte. Hier blieb er einige
Jahre als Architekt in Dienſten Mehemed Alis, des berühmten, großen
Statthalters von Ägypten. Nachdem er von dieſer Reiſe nach Schweden
zurückgekehrt war, studierte er seit 1819 an der Stockholmer Akademie der
ſchönen Künste Architektur. Er war durch die Empfehlungen der Profeſſoren
rafft und Blom hierher gekommen, denen der begabte Jüngling auf-
gefallen war, als er bei einem Beſuch des damaligen Königs Karl XIV.
Johann einen Triumphbogen gebaut hatte, der ihre Aufmerksamkeit erregt
hatte. Nach Beendigung seiner Studien wurde er zunächſt als Baumeiſter
Mitarbeiter des Prof. Fredrik Blom und führte in dieſer Eigenſchaft viele
Gebäude in Schweden und Norwegen auf. Seine hohe Neigung und Be-
gabung für die techniſchen Wissenschaften fand Befriedigung, als er 1827
an dem neuen, von ihm ſelbſt mitbegründeten Technologiſchen Institut in
Stockholm, der jetzigen Techniſchen Hochſchule, Hilfsprofeſſor für beſchrei-
bende Geometrie und Konstruktionslehre wurde. Im Jahre darauf heiratete
er Caroline Andrietta Ahlsell, die ihm insgeſamt vier Kinder, durchweg
Söhne, gebar, zunächſt Robert Hjalmar (1829), dann Ludwig Emanuel
(1831), und als dritten Alfred Bernhard (1833), denen nach langem Zwischen-
raum 1843 noch ein vierter Bruder, Oskar Emil, folgte. Alle diese vier
Söhne zeichneten ſich als tüchtige Ingenieure aus; insbesondere der jüngste
hätte, als ſpezieller Mitarbeiter Alfreds, wohl Großes geleistet und im Leben
und Wirken seines Bruders eine wichtige Rolle geſpielt, wenn er nicht,
wie wir noch hören werden, in jungen Jahren durch einen Uugk ücksfall
ums Leben gekommen wäre.
Der Vater Emanuel machte in ſeiner Eigenſchaſt als Dozent am
Stockholmer Technologiſchen Institut eine Reihe von bemerkenswerten Er-
findungen. So beſchäftigte er sich als ersſter Schwede mit der Gummi-