Henry Beſsemer.
ſeits fühlte er ſeine Kraft und kannte seine Geschicklichkeit und Beharrlich-
keit genug, um die Überzeugung hegen zu dürfen, daß er ſeinen Weg zu
finden wissen werde.
Zunächst streifte er häufig in der Stadt umher und nahm mit offenen
Augen die bunte Vielgestaltigkeit ihrer Eindrücke in ſich auf. Bei seinen
Wanderungen traf er u. a. einen Italiener, der kleine Gipsabgüſſe von
ſchönen Medaillons und Gemmen zu einem billigen Preiſe zu verkaufen
hatte. Er erwarb eine Anzahl davon, um ſie nachher in Metall zu gießen.
Es war dies schon eine ziemlich delikate Arbeit, doch noch kompliziertere
Probleme und schwierigere Aufgaben reizten ihn, seine Kraft und Geschick
lichkeit zu erproben. Er wählte ſich lebende Blumen und andere vegeta-
biliſche oder animaliſche Substanzen aus, um auch sie ſo naturgetreu wie
möglich in Metallguß wiederzugeben. Zu dieſem Zweck überzog er die
Objekte zunächst mit einer gipsähnlichen, halbflüſſigen Masse, trocknete ſie
dann und erhitzte ſie bis zur Rotglut, wodurch er erreichte, daß die nach-
zubildenden Objekte selbst vollständig zerstört und zu Aſche verbrannt wur-
den. Die Asche wurde dann aus der Gipskruſte entfernt und ſchließlich
flüssiges Metall in die Öffnung geleitet, die in allen ihren Winkeln und
Poren ausgefüllt wurde, so daß eine naturgetreue metallene Wiedergabe
des ursprünglich vorhandenen, verbrannten Gegenstandes erzielt wurde,
z. B. einer Roſerknoſpe mit Stengel und Blättern. Freilich, der Erfolg,
ſo vielversprechend er auch zunächst schien, erwies sich nachher dennoch als
praktiſch unbrauchbar: bei dem Zerſchlagen der umhüllenden Gipsmaſsse ging
nämlich regelmäßig auch der Metallguß in Trümmer, und es fand ſich keine
Möglichkeit, diesem Mißſtand abzuhelfen. Einzelne Bruchstücke der Metall-
gebilde wiesen oftmals wunderbar feine Einzelheiten auf, aber die un-
beschädigte Herstellung eines ganzen Metallstückes gelang dennoch, trotz
aller Verſuche, leider nicht. Da kam Henry Besſemer auf die glückliche
Idee, den Gips durch ein zu feinem Pulver zerſtampftes Kalkgestein zu
erſeßen, das noch mit gewissen Zuſätzen versehen wurde, und nun gelang
der Guß: es ließ ſich ein metallenes Abbild der jeweilig nachzubildenden
Gegenstände unbeschädigt gewinnen. ~ Besſemer blieb bestrebt, die von
ihm erfundene Methode noch nach manchen Richtungen zu verbeſſern und
zu vervollkommnen, und erzielte auch ſehr hübſche Erfolge damit. Er er-
hoffte gar mancherlei praktische Verwendungsmöglichkeiten von seiner Idee;
ſo würden, meinte er, insbesondere die Botaniker großen Vorteil davon
haben können, wenn ſie ſchwer transportierbare Pflanzen in der von ihm
angegebenen Weise in Metall getreulich nachbilden und unversehrt in allen