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Düsseldorf, fuhr dann, mit mehrfachen Unterbrechungen, den Rhein auf-
wärts bis Biebrich, von wo es über Frankfurt nach Nürnberg und Fürth
ging. Hier aber paſſierte dem Reisenden ein ziemlich unangenehmes und
ärgerliches Abenteuer. Man hatte ihn in Verdacht, daß er einen Angestellten
der in der Nürnberger und Fürther Gegend vorhandenen Bronzefabriken
beſtechen wolle oder schon bestochen habe, um Geſchäftsgeheimnisse irgend-
welcher Art zu erfahren, die ihm für seine eigene Bronzepulverfabrikation
von Wert ſein konnten; ja, man nannte sogar ſchon die Höhe der Be-
ſtechungssumme, 2000 Taler. Man ſandte ihm zwei Polizisten ins Hotel,
die ihn für verhaftet erklärten. Er hatte ein Verhör zu bestehen, das ſich
etwas schwierig gestaltete, weil er, wie die meisten Engländer, des Deut-
ſchen durchaus nicht mächtig war, und weil auch die Bayern nicht Englisch
verſtanden, mit Ausnahme des das Verhör leitenden Beamten, der ein
wenig radebrechen konnte. So war die Verständigung nicht leicht. Beſ-
ſemer gab mit berechtigtem Stolz an, daß er es durchaus nicht nötig habe,
die Fürther Fabriken um ihre Geheimnisse zu bestehlen, da er mit Hilfe
seiner eigenen geheim gehaltenen Verfahren und nur drei Gehilfen täglich
mehr leiſten könne, als die Fürther Industrie mit 80 Arbeitern; er hätte
demgemäß nicht die mindeste Veranlassung, die für seine Begriffe voll-
ſtändig veraltete bayeriſche Methode in ihren Geheimniſſen zu belauſchen,
die für ihn doch keinen Wert hätten. Nach längerem Hin und Her wurde
er entlaſſen, aber der Beamte ersuchte ihn gleichzeitig, Fürth so ſchnell
wie möglich zu verlaſſen. Er ſprach seine Verwunderung über diese Art
der Behandlung aus und erklärte, er werde beim engliſchen Gesandten in
München Beſchwerde führen. Der Beamte aber erwiderte, seiner eigenen
Sicherheit wegen ersuche er ihn, so ſchnell wie möglich abzureiſen, da sonst
die Gefahr eines Anſchlags gegen ihn gegeben sei. Besſemer erſah daraus,
daß ein Teil der Bevölkerung von Fürth aus Konkurrenzneid ihm übel
wollte, weil er die Bronzepulverfabrikation vervollkommnet und den Preis
des Materials so verringert hatte, daß der bayeriſche Export nach England
aufgehört hatte. Auch jetzt noch ließ Beſſemer ſich nicht einschüchtern und
erklärte, er hielte es für feige, einer ſolchen Drohung zu weichen; er werde
daher noch in Fürth bleiben, so lange es ihm paſſe, und er erſuche die
Polizei um Schutz. Tatsächlich wurden ihm zwei Polizeioffiziere mit-
gegeben, die ihn überallhin begleiten mußten. Anfangs war ihm diese
Eskorte ſehr ſpaßhaft, aber bald wurde ſie recht lästig, denn natürlich er-
regte ſie im Hotel und überall sonst beträchtliches Aufsehen, und allent-
halben, in Restaurants, Vergnügungslokalen und anderen öffentlichen
Hennig, Buch berühmter Ingenieure. 12
Henry Beſſemer. 17: