Full text: Das Buch berühmter Ingenieure

  
  
  
  
      
  
   
  
   
   
     
   
  
   
  
   
   
   
  
   
  
   
  
200 John Fowler. 
früh abgebrochen, und von irgendeinem akademischen Studium war keine 
Rede. Derartiges erwartete man in jener Zeit gar nicht von einem Inge- 
nieur, der eben in erster Linie ein Mann des praktischen Lebens sein sollte, 
und für den es daher das oberste Gebot war, sich ſo früh und so gründlich 
wie möglich mit den Anforderungen der Praxis vertraut zu machen. Daß 
man auch auf diesem Wege, ohne das Rüstzeug „gelehrten“ Wissens, ein 
großer Ingenieur werden kann, das hat uns nicht nur John Fowler, sondern 
auch manch anderer bedeutende Mann gezeigt, der es an Leistungen und 
Erfolgen mit jedem akademisch gebildeten Ingenieur der Gegenwart auf- 
zunehmen vermochte. 
John Fowlers Jugend- und Lehrzeit fiel gerade in jene eigenartige 
Epoche der englischen Technik, wo plötzlich das ganze Land von einem 
wahren Eiſenbahnfieber erfaßt wurde. Unzählige Eiſenbahnprojekte für fast 
alle Kulturländer der Welt tauchten auf, und die Industrie warf sich mit 
Macht auf das neue Gebiet der Betätigung, auf dem es Lorbeeren zu 
erwerben und viel Geld zu verdienen gab. Die Tätigkeit bei George 
Leather in Leeds brachte auch den jungen Fowler zuerſt in Berührung mit 
dem Eisenbahnwesen, dem er dereinst so unvergeßliche Dienste zu leisten 
berufen war. Als nämlich Stephenson in den dreißiger Jahren damit 
umging, seine ſogenannte „Midland“-Bahn zu bauen, die nach dem ursprüng- 
lichen Plane Sheffield nicht berühren ſollte, wurde George Leather von 
der Stadt Sheffield mit der Wahrnehmung ihrer Intereſſen zur Abände- 
rung des Projekts beauftragt, und Leather zog zu seinen Arbeiten den 
jungen Fowler als wertvolle Hilfskraft hinzu. Die Bemühungen der Stadt 
Sheffield und ihrer Vertreter hatten zunächſt keinen Erfolg; erst später 
wurde die Midland-Hauptlinie über Sheffield geführt. Für Fowler aber 
hatte dieſe Tätigkeit das Gute, daß ſein tatendurstiger Blick auf die Ent- 
wicklung der Eiſenbahnen gelenkt wurde. 
Als er 20 Jahre alt war, endete seine Lehrzeit bei Mr. Leather, für 
den er eine aufrichtige Verehrung fühlte, und zu Beginn des Jahres 1838 
finden wir ihn in Birmingham, wo er bei dem ausgezeichneten Eiſenbahn- 
ingenieur Rastrick seine weitere Ausbildung erhielt. In Birmingham blieb 
er jedoch nur wenige Wochen; Anfang März 1838 ging er in Raſtricks Auf- 
trag nach London, denn schon erregte seine hohe Begabung für den Ingenieur- 
beruf die Aufmerksamkeit seiner Vorgesetzten. Bei seinem Aufenthalt in 
London lernte er am 6. Mai u. a. Brunels großartige, für die Great Western- 
Eiſenbahn gebaute Maidenheadbrücke über die Themſe kennen, die einen 
tiefen Eindruck auf ihn machte. Er blieb bis zum November in der englischen 
  
	        
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